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Viele Probleme, die durch die heutige, hektische Lebensweise entstehen, werden durch Nux vomica abgedeckt. Die Brechnuss ist eines der wichtigsten Heilmittel unserer Zeit.

  • Illustration Nux vomica
  • Brechnuss, Krähenaugenbaum | © iStock

Steckbrief von Nux vomica

Beschreibung: Der mittelgrosse, bis 25 m hohe Baum besitzt eine schwarz-graue bis gelblich graue Rinde. Die Zweige sind wiederholt gabelteilig mit gegenständigen Blattpaaren, die an verdickten Knoten sitzen. Die Blätter sind breiteiförmig, ganzrandig und besitzen 3 bis 5 bogenförmige, durchgezogene Hauptnerven. Die Blütenstände befinden sich am Ende der Zweige. Die grünlich weissen Blüten besitzen 5 Kronzipfel und eine lange Kronröhre. Die 4 bis 6 cm grosse Frucht gleicht einer Orange, und im weissen Fruchtfleisch sitzen meist 2 bis 4 scheibenförmige Samen.

Verbreitung: Pakistan, Indien, Sri Lanka, in Südostasien in Thailand, Laos, Kambodscha, Malaysia und Südvietnam, auf den Philippinen eingeführt, in Indien, Südostasien und im tropischen Afrika in geringem Umfang angebaut.

Standort: Die Brechnuss findet man am Rande von dichten Tieflandwäldern und entlang von Wasserläufen. Sie bevorzugt tonige und tonig-sandige Böden und steigt im Hügelland bis auf 1'200 m ü. d. M.

Besonderheiten: Das Alkaloid Strychnin ist für die toxische Wirkung der Brechnuss verantwortlich. Strychnin konkurrenziert im Zentralnervensystem mit einem Botenstoff, der für die Hemmung der motorischen Nervenzellen zuständig ist. Dadurch kommt es zu einer überschiessenden Reaktion der Muskulatur, die sich in qualvollen tonischen Krämpfen äussert. Erste Symptome sind Unruhe, Angst und eine verschärfte Sinneswahrnehmung. Über Gleichgewichtsstörungen und schmerzhafte Steifigkeit bewirken die Vergiftungserscheinungen die typischen ausgestreckten und rückwärtsgebogenen Krampfstellungen. Strychnos nux-vomica ist der Hauptlieferant für das medizinisch verwendete Alkaloid Strychnin.

verwendeter Teil: reife, getrocknete, fein gepulverte Samen

wichtige Verwandte: Curare, Ignatia, Gelsemium, Spigelia

Wirkung und Anwendung von Nux vomica in der Homöopathie

Die Bezeichnung «vergifteter Krampfer» stimmt für ‹Nux-vomica-Menschen› in mehrfacher Hinsicht. Sie vergiften sich mit Kaffee, Nikotin, Alkohol oder anderen Drogen und Medikamenten, damit sie ihrer Arbeit «wie vergiftet» nachkommen und die ehrgeizig gesteckten Ziele erreichen können. «Krampfer» nennen wir hart arbeitende, eifrige Menschen, die durch nichts von ihrer Arbeit abzuhalten sind. Nux vomica ist ein Heilmittel für nervöse, angespannte «Krampfer» und hilft auch sehr oft bei Verkrampfungen.

Erfolgreiche Geschäftsleute mit sitzender Lebensweise in Stress- und Hetzberufen (Börsenmakler, Medienleute, Vertreter) sind prädestiniert für Nux vomica. Um sich nach der gewaltigen Arbeitsleistung während des Tages am Abend etwas zu entspannen und den Geist abzulenken, essen sie im Übermass und geben sich dem Genuss von Alkohol, Nikotin und Kaffee hin. Der Schlaf kommt dabei zu kurz, und der Tag «danach» beginnt mit Kopfschmerzen, Übelkeit und grosser Reizbarkeit. Nux vomica ist das wichtigste homöopathische «Katermittel». Bei Übelkeit nach einer durchzechten Nacht wird die Brechnuss ihrem Namen gerecht, denn eine Gabe Nux vomica kann augenblicklich zum befreienden Erbrechen führen (deshalb am besten auf der Toilette einnehmen).

‹Nux-vomica-Menschen› sind sehr ehrgeizig, was immer sie tun, sie wollen bei den Ersten und Besten sein. Getreu dem Motto: «Jede Arbeit, die es wert ist, gemacht zu werden, ist es auch wert, perfekt gemacht zu werden.» arbeiten sie hart und tadeln andere, die es weniger genau nehmen. Sie überziehen dabei täglich ihr «Energiekonto». Das heisst, sie machen mit Hilfe von Aufputschmitteln mehr Energie frei, als tatsächlich zur Verfügung steht. Spätestens am anderen Morgen fehlt diese Energie: ‹Nux-vomica-Menschen› sind morgens muffig, kommen schlecht hoch und brauchen sofort einige Tassen Kaffee und Zigaretten, um überhaupt in Gang zu kommen. Auch mit dem Auftanken von Energie durch erholsamen Schlaf hapert es, denn das «Nux-vomica-Hirn» arbeitet auch nachts weiter. Es lässt den Schläfer bereits morgens um 3 Uhr mit Gedanken ans Geschäft erwachen und erst bei Tagesanbruch wieder einschlafen.

Tagsüber muss die Dosis der anregenden Mittel erhöht werden, was zu einer zunehmenden Vergiftung und Überreizung des Organismus führt. Sämtliche Sinne sind überreizt und reagieren empfindlich: jedes Geräusch «nervt», Gerede, Musik oder Gesang sind unerträglich, die Nase ist extrem empfindlich, Gerüche von Tabakrauch, Parfüm, Pflanzen oder Tieren machen die Betroffenen krank (Nux vomica ist auch ein wichtiges Heilmittel bei Heuschnupfen), die Augen sind ebenfalls anfällig, sie müssen stets durch eine Sonnenbrille vor hellem Licht geschützt werden.

‹Nux-vomica-Menschen› werden ständig durch irgendetwas in ihrer Umgebung gestört, sie können sich deshalb nicht konzentrieren, was sie «gallig» macht. Die Zündschnur ist kurz: Kleinigkeiten bringen sie zur Explosion, sie fluchen, nehmen alles übel und könnten Kritiker in ihrer Wut umbringen. Wut und Ärger lösen somit meistens Magen-, Darm-, Gallen- oder Rückenbeschwerden aus.

‹Nux-vomica-Menschen› sind wie ‹Chamomilla-Menschen› sehr schmerzempfindlich und deshalb wehleidige, reizbare und ungeduldige Patienten.

«Will und kann nicht (entspannen)» ist ein treffender Merksatz für ‹Nux vomica›, der sich sowohl auf die Arbeit als auch auf die Ausscheidungsfunktionen bezieht. Verstopfung ist ein charakteristisches Symptom von ‹Nux vomica›: es besteht zwar häufiger Stuhldrang, aber je mehr er sich anstrengt, umso schwerer kommt der Stuhl. Der Griff zum Abführmittel liegt folglich nahe und führt prompt in eine Abhängigkeit. Bei Übelkeit möchte der Kranke erbrechen, aber er kann nicht. Trotz Harndrang kann auch das Wasserlösen schwierig sein, er muss sich anstrengen, damit der Harn abgeht. Wenn es mit den Ausscheidungen klappt, tritt allgemeine Erleichterung ein (Entgiftung).

Ein Völle- oder Steingefühl im Magen, zwei bis drei Stunden nach dem Essen, ist ein weiteres typisches Zeichen für Nux vomica. Das Leben in «Saus und Braus» hinterlässt Spuren, die mit der Zeit kein Überborden mehr zulassen. Reizarme Schonkost, ohne Alkohol und andere Stimulanzien, ist angesagt. Nux vomica hilft dem ehemaligen Feinschmecker und Weinkenner, sich mit dieser Tatsache abzufinden, und ermöglicht ihm mit der Zeit wieder einen massvollen Genuss.

Oftmals steht Nux vomica auch am Anfang einer homöopathischen Behandlung, wenn es darum geht, eine neutrale Ausgangslage zu schaffen und den Organismus von den Spuren vieler in der Vergangenheit verwendeten Arzneimittel zu befreien. Die Brechnuss ist ein hervorragendes Entgiftungsmittel und leistet auch als Drogen- oder Reizmittelentzugshilfe wertvolle Dienste.

Sulfur ist ebenfalls ein bekanntes homöopathisches «Reinigungsmittel». Im Gegensatz zu ‹Sulfur-Menschen› sind aber ‹Nux-vomica-Menschen› sehr kälteempfindlich. Sie haben eine Abneigung gegen kalte Luft und frösteln schon beim geringsten Luftzug.

Nux vomica deckt, wie Hahnemann sagt, «viele Symptome der gewöhnlichsten und häufigsten Krankheiten der Menschen» ab. Heilmittel mit einer solch weitreichenden Wirkung nannte er Polychreste. Das Arzneimittelbild ist also viel grösser und komplexer, als es in diesem Buch dargestellt werden kann. Ein vollständiges Bild erhält man erst durch das Studium verschiedener Arzneimittellehren oder am besten anhand ihrer Quellen, den Arzneimittelprüfungen.

Das Arzneimittelbild von Nux vomica

Alle Arzneimittelbilder

Wirkt bevorzugt auf:

  • das zentrale und vegetative Nervensystem, Magen-Darmkanal, Leber, Gebärmutter, Blase.

Passt besonders zu:

  • eher hageren Typen, ehrgeizigen, bearbeiteten, reizbaren Geschäftsleuten mit sitzender Lebensweise („Workaholics"). Empfindlich auf Geräusche, Licht, Gerüche und Schmerz. Schwierige Kinder.

Hauptindikationen:

  • Verwirrung
  • Kopfschmerzen
  • Schnupfen
  • Übelkeit und Brechneigung
  • Krampfneigung
  • Entzündungen des Magen-Darmtraktes
  • Magenbrennen
  • Verstopfung
  • Hämorrhoiden
  • Wadenkrämpfe bei Geburtswehen
  • Hexenschuss
  • Leberschwellung
  • Neuralgien
  • Beinkrämpfe bei Rauchern

Besonders wichtig für die Mittelwahl

Folgen von allopathischen Medikamenten (z.B. Psycho-pharmaka, Schlafmittel, Schmerzmittel, Abführmittel), Suchtmitteln wie Alkohol, Nikotin, Kaffee (Übelkeit und Erbrechen, Magenbrennen).

Symptome:

Überarbeitet, reizbar, ehrgeizig, pflichtbewusst und nörglerisch / Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen, Licht, Gerüchen, Schmerz, Geschwätz anderer / Schwindel im Kopf (besonders früh morgens und durch Rauchen). Morgens unausgeschlafen, unlustig, verkatert, sehr reizbar. Aggressives Verhalten, besonders nach zuviel Kaffee, Nikotin, Alkohol. Schlaflos von 02-05 Uhr. Schläfrig nach dem Essen. Kann kein Blut, keine Wunde sehen / Kopfschmerzen morgens um 4-5 Uhr (Aufstehen bessert!) / Nase im Freien und nachts verstopft. Fliesschnupfen im warmen Zimmer und tagsüber / Gefühl, der Magen senke sich. Gefühl wie ein Stein im Magen, 1-3 Stunden nach dem Essen. Zittern im Magen. Verstopfung mit vergeblichem Drang / Schmerzhafter Leistenbruch. Rückenschmerzen, muss sich im Bett aufsetzen, um sich zu drehen / Reizblase (schmerzhafter, vergeblicher Harndrang, Krämpfe) / Juckende, schmerzhafte Hämorrhoiden / Periode stets unregelmässig.

Allgemeines:

Alles ist verkrampft (bes. auch Atmung) / Liebt fette Speisen. Abneigung gegen Fleisch, Bier / Verlangen nach Reizmitteln und deren Missbrauch / Bei Fieber frostig, will sich zudecken / Periodisch (meist monatlich) wiederkehrende Beschwerden.

Modalitäten:

Schlimmer morgens, durch Gähnen, Reizmittel (Alkohol, Nikotin, Kaffee, Arzneimittel). Zorn, Ärger, Eifersucht, sexuelle Ausschweifungen, Samenabgang, Rascheln, Musik, Geschwätz. Umhergehen anderer Personen. Trockene Kälte und Trockenheit (Regenwetter bessert), durch Berührung, Entblössen.

Besser durch Wärme und Ruhe (auch nach kurzem Schlaf). Absonderungen bessern (Stuhl, Harn, Erbrechen).