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Die Tuberkulose (TB) ist eine Infektionskrankheit, welche die Menschheit seit mehreren Jahrtausenden beschäftigt. Heute grassiert sie vor allem in Entwicklungsländern, Kriegsgebieten (Flüchtlinge) und in den Slums der Grossstädte, denn die Tuberkulose ergreift besonders die Armen, Unterernährten und Heimatlosen. Die verschiedenen homöopathischen Zubereitungen mit Tuberkelbakterien sind zur Behandlung von chronischen Krankheiten von grosser Bedeutung. Dabei geht es selbstverständlich nicht um die Behandlung von akuten Tuberkulosefällen, sondern vielmehr um eine Terrainbehandlung. Beim Kontakt mit TB-Erregern erkranken nur diejenigen, die eine bestimmte Disposition aufweisen. Wenn in der Familiengeschichte Tuberkulosefälle bekannt sind, ist das ein Hinweis auf diese Grundschwäche, die auch auf die Nachkommen übergehen kann. Nervöse, unzufriedene Kinder, die andauernd erkältet sind,  monatelang husten, bei geringster körperlicher oder geistiger Anstrengung schwitzen und bereits unter Fieberblasen leiden, sind tuberkulinisch belastet. Die Natur versucht, diese Belastung durch akute Krankheiten wie Masern, Keuchhusten oder Scharlach abzubauen. Wir wehren uns mit Impfungen und  Antibiotika gegen diese natürlichen Reinigungsprozesse und handeln uns damit lebenslänglich Probleme ein. Solche Unterdrückungen über mehrere Generationen münden schliesslich in ein vermehrtes Wachstum von bösartigen Tumoren oder Erkrankungen des Geistes (Tuberculinum ist ein wichtiges Heilmittel  für Kinder mit geistiger Retardierung).

  • Illustration Tuberculinum
  • Tuberkulose-Nosode | © iStock

Steckbrief von Tuberculinum

Beschreibung: Die Tuberkelbakterien sind leicht gebogene Stäbchen mit einer Länge von 0,3 bis 0,5 μm, unbeweglich, aerob (auf Sauerstoff angewiesen) und grampositiv (Gramfärbung). Sie bilden keine Sporen, hingegen tritt kurzzeitig eine Art Mycel (pilzartiger Faden) auf, der aber alsbald wieder in Stäbchen zerfällt. Die Bakterien wachsen auf Spezialnährböden sehr langsam zu pigmentierten, blassgelben bis orangen Kolonien heran.

Lebensweise: Die Infektion mit Tuberkelbakterien erfolgt meist durch kontaminierte Tröpfchen oder Staubpartikel über die Atemwege. Am Ort der Erstinfektion bilden die Keime eine unspezifische Entzündung, die durch Abkapselung heilen oder jahrelang latent vorhanden sein kann. Bei verminderter Abwehrkraft kommt es zur Ausbreitung in der Lunge selbst, und die Bakterien greifen über den Blut- und Lymphkreislauf auch auf andere Organe über. Im fortgeschrittenen Stadium bewirken die Bakterien einen Gewebeabbau in den Organen, vor allem in der Lunge.

Krankheit: Die lokale Erstinfektion geht gewöhnlich ohne Symptome einher. Die Symptome fortgeschrittener Stadien können sehr unspezifisch und je nach befallenen Organen unterschiedlich sein. Auswirkungen der Lungentuberkulose sind Appetitlosigkeit, allgemeine Müdigkeit, Gewichtsverlust, Fieber und Nachtschweiss. Die Symptomatik bei Befall ausserhalb der Lunge hängt stark vom betroffenen Organ ab, wobei oft die Lymphknoten, der Urogenitaltrakt sowie Knochen und Gelenke befallen werden.

Geschichte: Hinweise in frühen chinesischen Medizinwerken und Knochenfunde belegen die Existenz der Tuberkulose bereits im dritten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung. Die antiken Ärzte der Griechen, Araber und Römer hatten Kenntnis von der Übertragung der Krankheit durch den Auswurf. Zu mehr Erkenntnissen trug ein französischer Arzt im 17. Jahrhundert bei, als er bei einer Autopsie Knötchen fand und diese als «Tubercula» bezeichnete. 1882 wies Robert Koch erstmals die «Kochschen Bazillen» im Auswurf eines Patienten nach und belegte die Ursache der Tuberkulose. Die Therapiemöglichkeiten blieben jedoch vorwiegend auf Höhenkuren beschränkt, und erst 1943 brachte das Antibiotikum Streptomycin weitere Erfolge. Trotz hochentwickelter Chemotherapie ist die Tuberkulose vor allem in Entwicklungsländern mit geschätzten 3,5 Millionen jährlichen Neuerkrankungen noch lange nicht besiegt.

Krankheitserreger: Kulturen des Erregers der Menschentuberkulose

Wirkung und Anwendung von Tuberculinum in der Homöopathie

Früher wurden viele Tuberkulose-Patienten ohne Medikamente nur durch saubere Höhenluft, Ruhe und kräftige Nahrung geheilt! Mittlerweile sind die Tuberkulose-Erreger gegen die meisten Antibiotika resistent. Wenn in Zukunft alle Antibiotika versagen, wird man sich daran erinnern müssen, dass Unterstützung  langfristig die bessere Lösung als Unterdrückung ist!

Einige typische Symptome der Tuberkulose schlagen sich auch im Arzneimittelbild von Tuberculinum nieder: Abmagerung, Müdigkeit, Neigung zum Schwitzen bei geringster körperlicher oder geistiger Anstrengung und Nachtschweisse, hartnäckiger,  monatelanger Husten, der mit üblichen Mitteln kaum oder nur kurz zu stillen ist.

Eine tuberkulinische Belastung erkennt man nicht nur aufgrund der Familiengeschichte, sondern viel zuverlässiger durch das Beobachten der Zeichen und Symptome, welche uns die kranken Menschen liefern.

‹Tuberculinum-Kinder› sind meistens grossgewachsen und schlank. Sie sehen manchmal wie Porzellanpuppen aus: feine, regelmässige Züge, vornehme Blässe, funkelnde Augen mit langen, feinen Wimpern, seidiges, weiches Haar. Die Erziehung dieser reizbaren, unzufriedenen Wesen ist schwierig. Es wirken zerstörerische Kräfte in  ihnen. Sie beissen, schlagen andere oder schlagen mit ihrem Kopf gegen den Boden, quälen Tiere, zerstören absichtlich Gegenstände, die anderen am Herzen liegen, zerschneiden gerne Papier. In der Schule verbreiten ‹Tuberculinum-Kinder› Unruhe. Ihre Auffassungsgabe kann sehr gut sein, so dass sie sich rasch langweilen und den Unterricht stören. Manche leiden unter Gedächtnisschwäche, können sich Gelesenes nicht merken und kriegen durch geistige Anstrengung Kopfschmerzen. Zu Hause wehren sie sich vehement, die Schulaufgaben zu erledigen. ‹Tuberculinum-Kinder› verheizen ihre Kräfte in ihrer totalen Ruhelosigkeit (wie eine Kerze, die an beiden Enden brennt), diese Energie fehlt dann für eine gesunde Entwicklung. Der Schlaf von ‹Tuberculinum-Kindern› gibt auch einige Anhaltspunkte für die Mittelwahl: Ruhelosigkeit und Zähneknirschen im Schlaf, Bettnässen (der Vater und der Grossvater waren auch Bettnässer, oder sie werden im Traum von wilden Tieren verfolgt und machen sich aus Angst in die Hosen, manchmal schlafen sie einfach, erschöpft durch ihre Ruhelosigkeit, sehr tief). Die Knie-Ellenbogen-Lage kann ebenfalls ein Hinweis auf Tuberculinum sein (vgl. Calcium phosphoricum, Medorrhinum, Lycopodium, Phosphorus, Sepia).

Auch erwachsene ‹Tuberculinum-Typen› sind rastlose und unzufriedene Menschen. Das wichtigste Bedürfnis ist Abwechslung, wird es nicht befriedigt, werden sie zornig. Sie begeistern sich für vieles, geben aber rasch auf und wenden sich wieder Neuem zu. Sie sehnen sich nach  Romantik, nach einem prickelnden Leben und möchten in die weite Welt hinaus reisen. «No risk – no fun» ist ein typischer «Tuberculinum-Spruch», das Leben ist langweilig, also riskieren wir es! Basejumping, Sky-Surfen, Paragliding, Bungeejumping, Motorrad fahren (natürlich ohne Helm), Snowboarden (im Lawinenhang) sind Lieblingsbeschäftigungen der ‹Tuberculinum-Menschen›. Sie lieben die Gefahr, möchten fliegen und die Haare im Wind haben. Umso mehr verwundert es, dass diese wagemutigen Menschen sich extrem vor Hunden und manchmal sogar vor Katzen fürchten. Diese Angst ist nicht logisch, und deshalb als Symptom besonders wertvoll.

‹Tuberculinum-Menschen› haben oft ein gestörtes Verhältnis zu Tieren: Entweder lieben sie Tiere heiss und behandeln sie wie Menschen, oder es macht ihnen Spass, Tiere zu quälen. ‹Tuberculinum-Kinder› interessieren sich oft speziell für Wölfe und Vampire. Eine auffällig starke Behaarung bei Neugeborenen (am Kopf und entlang der Wirbelsäule) erinnert an Pelztiere (gegen die sie übrigens oftmals allergisch reagieren.) Weitere «tierische» Symptome sind die Neigung zum Beissen und Probleme mit der Anzahl sowie Stellung der Zähne.

‹Tuberculinum-Menschen› gehen auch im Sexualleben Risiken ein (ohne «Helm» macht’s mehr Spass). Sie sammeln schon in jungen Jahren erste Erfahrungen, aber schnell ist dieses Thema ausgereizt. So machen sie sich auf die Suche nach einem neuen Kick (z. B. Drogen).

‹Tuberculinum-Menschen› leben sehr intensiv, bis ihr Feuer und ihre Schönheit schwindet (Tuberkulose wird auch als Schwindsucht bezeichnet). Sie sind schon mit 35 Jahren ausgebrannt und sehen doppelt so alt aus, haben aber auch mehr Lebenserfahrung als manch ein Siebzigjähriger.

Sie sind oft musisch begabt und interessieren sich bereits im Kindesalter für Kunst. Viele  junge Künstler starben an Tuberkulose (Chopin, Mendelssohn, Poe, Tschechow, Modigliani u.a.).

Das Arzneimittelbild von Tuberculinum

Alle Arzneimittelbilder

Passt besonders zu:

  • mageren, blassen, zerbrechlichen Menschen (oft auch zu eigensinnigen, unzufriedenen Kindern), die immer müde und trotzdem rastlos, unruhig sind und nach viel Abwechslung verlangen.

Hauptindikationen:

Schlafstörungen, Nervosität. Krankheiten tuberkulöser Herkunft. Mittelohrentzündungen, Bronchitis, Kopfschmerzen. Bettnässen, Blasenentzündung. Akne, Fieberblasen, chronische Ekzeme.

Besonders wichtig für die Mittelwahl

Folgen von Tbc-Impfungen (Tuberkulose).

Symptome:

Schlägt mit dem Kopf gegen die Wand. Ruhelosigkeit. Grosse Angst vor (besonders schwarzen) Hunden und Katzen. Reizbarkeit, besonders beim Erwachen / Kopfschmerz nach Schularbeiten. Eitrige Gerstenkörner an Augenlidern / Nasensekret riecht wie Käse / Harter, hackender Husten (besonders abends) mit grossem Lufthunger (Erstickungsgefühl bei geschlossenem Fenster) / Zähneknirschen im Schlaf / Oft sehr gute und dauerhafte Wirkung bei chronischer Blasenentzündung. Bettnässen / Fieberblasen bei Kindern. Jugendakne mit tiefsitzenden Knoten. Hautjucken.

Allgemeines:

Grosse Neigung zu Erkältungen / Ständige Veränderlichkeit der Symptome, auch der Stimmung / Die leichteste körperliche Anstrengung führt zu Schweissausbrüchen und ermüdet sehr / Abneigung gegen die meisten Nahrungsmittel / Verlangen nach geräuchertem Fleisch und Milch.

Modalitäten:

Schlimmer morgens (ab 3 Uhr), durch feuchtes Wetter, Wetterwechsel (von kalt zu warm), kalt Baden, vor einem Gewitter, durch Musik (bringt zum Weinen). Aufenthalt am Meer.

Besser durch Bettwärme, Ruhe, Ofenhitze (Hautjucken), frische, kühle Luft (trockene Bergluft), schnelles Gehen.