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Lycopodium ist eine Urpflanze mit 400 Millionen Jahren Lebenserfahrung. Die daraus entstandene Weisheit können wir in der Homöopathie nutzen und vielen Menschen unserer Zeit helfen. Lycopodium wirkt bei chronischen Krankheiten so tief greifend wie ein Mineral und ist zudem ein oft gebrauchtes Akutmittel.

Eine zähe, am Boden kriechende Pflanze, die nicht klein zu kriegen ist, dient als Heilmittel für Menschen, die hart arbeiten und alles unternehmen (auch kriechen), um eine höhere Position zu erreichen und Macht über andere zu erlangen. Dieses Ziel erreichen sie, indem sie sich nach aussen tüchtig aufblasen und herausputzen. Sie legen grossen Wert auf Äusserlichkeiten und achten beim Einkauf auf renommierte Marken (Autos, Kleider, Accessoires). Das Motto heisst: «Mehr Schein als Sein.»

‹Lycopodium-Menschen› begegnen uns als Respekt verschaffende Persönlichkeiten mit (zu) kräftigem Händedruck. Sie repräsentieren den gepflegten, gut aussehenden, tüchtigen, coolen und selbstsicheren Aufsteiger. Ihre hohe Stirn und die buschigen Augenbrauen lassen einen scharfsinnigen Geist vermuten. Hinter dieser Maske versteckt sich allerdings ein unsicheres, kleines, am Boden kriechendes «Pflänzchen» mit wenig Selbstvertrauen. ‹Lycopodium-Menschen› benötigen viel Energie, um diese Fassade Tag für Tag aufrechtzuerhalten. Dazu kommt die ständige Angst, jemand könnte merken, dass man blufft und gar nicht so viel weiss oder kann, wie man vorspielt. Die Spuren dieses ständigen Kampfes sind ‹Lycopodium-Menschen› ins Gesicht geschrieben: sie sehen alt aus, haben sorgenvolle Stirnrunzeln, tiefe senkrechte Furchen über der Nasenwurzel und schon früh graue Haare oder Geheimratsecken.

  • Illustration Lycopodium
  • Keulenbärlapp, Heidebärlapp | © iStock

Steckbrief von Lycopodium

Beschreibung: Die Pflanze wird 5 bis 30 cm hoch und bis 4 m lang. Sie wächst oberirdisch kriechend, bogig aufsteigend und ist reich verzweigt. Die Blätter sind 3 bis 6 mm lang, laufen in eine haarförmige Spitze aus und stehen spiralig, vielreihig und dicht. Die bis zu 6 cm langen, zylindrischen Sporangienähren sitzen zu zweit oder zu dritt auf einem langen, locker beblätterten Stiel. Daran befinden sich kugelig-nierenförmige Sporangien (Sporenbehälter) von hell okergelber Farbe, welche ca. 30 µm grosse Sporen enthalten. Sporenreife: Juli bis September

Verbreitung: Der Keulenbärlapp ist weltweit verbreitet. In grösseren Trocken- und Steppengebieten fehlt er, in den Tropen und Subtropen ist das Vorkommen auf die Gebirge beschränkt. Die Nordgrenze liegt etwa beim 68. Breitengrad. In der Schweiz ist er verbreitet, aber nicht häufig, vom Mittelland bis in die subalpine (bis ca. 2'200 m ü. d. M.) Stufe der Alpen, selten auch im Jura, anzutreffen.

Standort: Die Pflanze gedeiht auf sauren, humosen, kalk- und nährstoffarmen, teilweise trockenen Böden. Ihre Standorte sind lichte, moosige Fichten- und Tannenwälder, Heidelbeergesträuch sowie Magerwiesen und Weiden.

Besonderheiten: Der Keulenbärlapp gehört systematisch zu den Farnpflanzen, die im Wesentlichen in die drei Klassen Bärlappe, Schachtelhalme und eigentliche Farne eingeteilt werden. Die Klasse der Bärlappe entstand vor 350 bis 400 Millionen Jahren und bildete im Karbon (vor 300 bis 350 Millionen Jahren) die heute ausgestorbenen Schuppen- und Siegelbäume. Die heutige Gestalt der Lycopodium-Arten ist etwa seit 300 Millionen Jahren unverändert erhalten. Bärlappe durchlaufen für ihre Fortpflanzung einen so genannten Generationswechsel. Die mit einer mehrschichtigen und netzartigen Aussenwand versehenen Sporen keimen in der Natur erst nach 6 bis 7 Jahren. Mit Hilfe von Pilzfäden, ähnlich der Mycorrhiza, entwickelt sich daraus ein ca. 2 cm grosses Prothallium, das unterirdisch lebt. Nach 12 bis 15 Jahren bilden sich daran weibliche und männliche Geschlechtszellen, die sich befruchten können. Daraus entstehen wieder die bekannten Bärlapp-«Tännchen» mit ihren keulenförmigen Sporangienähren.

verwendeter Teil: getrocknete, reife Sporen

wichtige Verwandte: keine

Wirkung und Anwendung von Lycopodium in der Homöopathie

‹Lycopodium-Menschen› möchten morgens am liebsten im Bett bleiben, sie fürchten bereits beim Erwachen die Herausforderung oder besser Überforderung des neuen Tages. Alle 5 Minuten lassen sie den Wecker erklingen, bis ihr starkes Pflichtgefühl sie endlich in den Tag treibt. Alle sind froh, wenn der Morgenmuffel das Haus verlässt und für die Schule oder das Geschäft wieder seine freundliche, strebsame Maske aufsetzt. Dieses Verhalten kann sich schon im Kindesalter manifestieren: nicht selten sind ‹Lycopodium-Kinder› zu Hause schwer erziehbare Bengel, in der Schule hingegen unterwürfige Engel. Der erwachsene ‹Lycopodium-Mensch› verhält sich im Geschäft wie ein Lamm und ist zu Hause ein Tyrann. Die ganze Familie leidet unter seiner cholerischen, rechthaberischen Art und seiner ständigen Nörgelei.

‹Lycopodium-Menschen› haben einen starken Sinn für Gerechtigkeit. Recht zu haben und dem Recht Geltung zu verschaffen kann zu ihrem Lebensinhalt werden. Oft wählen sie entsprechende Berufe (Rechtsanwalt, Polizist, Lehrer). Dass die Beschwerden von ‹Lycopodium-Menschen› meistens auf der rechten Körperseite auftreten oder zumindest rechts beginnen (und dann nach links wandern) oder dass sie gerne auf der rechten Seite schlafen, können wir uns in diesem Zusammenhang «recht» gut merken. Lycopodium wirkt besonders auf die rechte Körperseite und hat eine besondere Beziehung zur Leber. Bei den meisten ‹Lycopodium-Patienten› oder bei deren Vorfahren findet man irgendwelche Leberbeschwerden wie Gallensteine, Gelbsucht, Blähungen, Verdauungsstörungen, Verstopfung (besonders auf Reisen) sind typisch.

Schon nach wenigen Bissen entsteht ein Völlegefühl, der Appetit vergeht und enge Kleider um den Bauch werden unerträglich. Aufstossen und Windabgang bessern diesen Zustand. Käse, Zwiebeln, Knoblauch, Vollwertnahrung und blähende Speisen werden schlecht vertragen. Der Ballon auf unserer Zeichnung soll uns daran erinnern, dass ‹Lycopodium-Menschen› in doppelter Hinsicht aufgeblasen sind, einerseits durch ihre Blähungen und andererseits durch ihre Verhaltensweise. Gleichzeitig können wir uns mit diesem Bild des aufsteigenden Ballons einprägen, dass die Rangordnung für ‹Lycopodium-Menschen› sehr wichtig ist und sie eine möglichst hohe Position erreichen wollen. Dazu ist ihnen, wie erwähnt, jedes Mittel recht. Im Zusammenhang mit Lycopodium spricht man oft auch von der «Radfahrerstellung»: nach oben bücken und nach unten treten.

Die Lycopodium-Sporen sind äusserst hart und trocken (sie wurden früher zum Trockenhalten von Pillen verwendet). Diese Härte und Trockenheit finden wir auch in ‹Lycopodium-Menschen›: sie sind emotional trocken, wirken oftmals schon als Kind kalt und ernst (lachen höchstens im Schlaf). Schon früh wollen sie ernst genommen und aufrichtig behandelt werden. Sie tyrannisieren ihre Eltern, indem sie pünktlich ihre Nahrung verlangen und wenn man ihre Wünsche nicht erfüllt, eine Szene veranstalten. Die Tränendrüsen scheinen bei ‹Lycopodium-Menschen› ebenfalls ausgetrocknet zu sein. Am ehesten kann man sie weinen sehen, wenn sie ein Geschenk erhalten und für ihre Leistungen geehrt werden. Besonders stolz sind sie auf ihre Rechtschaffenheit, ihr Pflichtgefühl und ihre Ausdauer. Lycopodium-Sporen wurden ferner zur Erzeugung eines Blitzes bei Theatervorführungen benutzt. Wir wissen nun, dass ‹Lycopodium-Menschen› täglich ein perfektes Theater aufführen, und können uns zusätzlich merken, dass sie gerne im Rampenlicht stehen. Sie sind allerdings auch in dieser Situation nur scheinbar «cool». Innerlich zweifeln sie an ihren Fähigkeiten, haben Angst, den «Faden» zu verlieren, sich blosszustellen. Ihre Angst ist nicht ganz unberechtigt, denn sie wissen, dass sie ein schlechtes Namensgedächtnis haben und Fehler beim Sprechen machen können. Nur die anfänglich zittrige Stimme verrät ihre Nervosität: sind sie einmal «eingefahren», läuft es immer besser, und sie vollbringen eine Glanzleistung, wachsen über sich hinaus. Beim nächsten Auftritt allerdings leiden sie wieder unter quälendem Lampenfieber. Die Angst, zu versagen und ausgelacht zu werden, ist sehr stark und prägt das Verhalten von ‹Lycopodium-Menschen›. Sie fürchten sich besonders vor neuen Situationen und vor dem Alleinsein. ‹Lycopodium-Kinder› möchten beispielsweise die Mutter immer in der Nähe haben, schämen sich aber, wenn die Mutter sie in den Kindergarten begleitet.

Wenn sich akute oder chronische Beschwerden nachmittags von 16 Uhr bis abends um 20 Uhr verschlimmern und zudem nur oder besonders auf der rechten Körperseite auftreten, wird man in vielen Fällen mit Lycopodium rasche Hilfe erfahren. ‹Lycopodium-Menschen› ärgern sich rasch, werden «gallig» wegen Kleinigkeiten. Auf der körperlichen Ebene schlägt sich dieser Ärger manchmal in Form von Gallen- oder Nierensteinen nieder. Wenn Kinder oder Säuglinge vor dem Urinieren weinen und man ziegelroten Sand in den Windeln findet, ist dies ein sicherer Hinweis auf Lycopodium. Auch bei Erkrankungen der Atmungsorgane treten die Beschwerden vorwiegend auf der rechten Seite auf. Beispielsweise ist bei einem Schnupfen oder Säuglingsschnupfen das rechte Nasenloch verstopft, bei einer Mittelohrentzündung ist das rechte Ohr und bei einer Lungenentzündung der rechte Lungenflügel betroffen.

Das Arzneimittelbild von Lycopodium

Alle Arzneimittelbilder

Wirkt bevorzugt auf:

  • Leber, Zentralnervensystem, Mandeln, Kehlkopf- und Rachenregion, Magen-Darmkanal, Venen.

Passt besonders zu: 

  • sensiblen, hypochondrischen (überängstlichen, besorgten, sich ständig beobachtenden) Menschen. Zu oberflächlichen Beziehungen neigenden Menschen (Schmeichler!). Zu alt aussehenden, intelligenten Menschen (gelbliche Haut, faltig).

Hauptindikationen:

  • Morgenschwindel
  • Erwartungsangst, Lampenfieber
  • Beschwerden nach Zorn
  • Legasthenie
  • Chronische Entzündungen der Mandeln
  • Ekzeme bei Nieren- und Leberbeschwerden
  • Lebererkrankungen*
  • Gallenkoliken
  • Gallen- und Nierensteine
  • Rheumatische Leiden
  • Venenstauungen
  • Beingeschwüre*
  • Hämorrhoiden
  • Verstopfung, Blähungen (oft im Zusammenhang mit Leberleiden)
  • Drei-Monatskrämpfe der Säuglinge*
  • Beschwerden durch Essen von Muscheltieren