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Das homöopathische Heilmittel Sepia wird aus der Tinte des Tintenfisches hergestellt. Sepia wird als Frauenmittel bezeichnet, wurde aber erstmals bei einem Mann entdeckt. Hahnemann prüfte dieses Heilmittel, weil er bei einem Maler, der regelmässig die Spitze seines mit  Sepia-Tinte benetzten Pinsels ableckte, ungewöhnliche Symptome entdeckte.

  • Illustration Sepia
  • Gemeiner Tintenfisch, Sepia, Tintenfischtinte | © Adobe Stock

Steckbrief von Sepia

Beschreibung: Der ungefähr 35 cm lange Tintenfisch besitzt zehn Kopfarme, wovon zwei länger sind und dem Beutefang dienen. Der abgeflachte Körper wird von einem undulierenden (in Wellenbewegung) Saum umgeben. Die Körperzeichnung und Farbe können je  nach Erregungszustand und Untergrund blitzschnell ändern. Die Tintenfische besassen in vorgeschichtlicher Zeit ein «Schneckenhaus», dessen evolutiver Überrest bei der Sepia noch als Schulp im Inneren des Tieres vorhanden ist. Am hinteren Ende des Eingeweidesackes befindet sich der Tintenbeutel, der das Tintensekret bildet.

Verbreitung: Die Sepien leben in mehreren Unterarten im ganzen Mittelmeer und an den atlantischen Küsten von der Nordsee bis nach Südafrika.

Lebensweise: Als Augentiere sind bei der Paarung optische Reize besonders wichtig. Ein brünstiges Männchen zeigt dem Weibchen den prachtvoll gefärbten vierten Arm der rechten Seite, den Geschlechtsarm. Die Nebenbuhler tun das Gleiche und versuchen, sich  gegenseitig auszustechen. Mit dem Geschlechtsarm werden die Samenbehälter vom Männchen in die weibliche Begattungstasche, eine kranzförmige Vertiefung unterhalb des Kopfes, gelegt. Die Eier werden mehrere Stunden nach der Begattung an Korallenästen und  Pflanzenteilen befestigt. Bei der Ablage gleiten sie an der Begattungstasche vorbei und werden dadurch befruchtet.

Tintensekret: Das Tintensekret wird bei drohender Gefahr von der Sepie ins Meerwasser ausgestossen, um sich durch die eintretende Trübung den Verfolgern entziehen zu können. Die Tinte ist ein schwarzbraunes Pulver, das sich in Wasser fein verteilt. Der Farbstoff  hat eine ähnliche chemische Struktur wie Melanin. Das Sepia-Melanin liegt als Kaliumsalz vor, das mit Peptiden (Eiweissbruchstücken) verknüpft ist. Früher wurde der Tintenfarbstoff in der Malerei für so genannte Sepia-Lavierungen verwendet.

verwendeter Teil: getrocknetes Sekret des Tintenbeutels

Wirkung und Anwendung von Sepia in der Homöopathie

Bei der Betrachtung dieser «Tintenschnecke ohne Haus» und ihrer Tinte erfahren wir schon viel über das Wesen der Geschöpfe, die durch dieses Heilmittel ihre «Mitte» wieder finden können. Der Tintenfisch ist ein Kopffüssler, das heisst, ihm fehlt buchstäblich die Mitte,  der Bauch. Interessant, dass die meisten ‹Sepia-Frauen› über Beschwerden im Unterleib klagen. Die Gebärmutter als zentrales weibliches Organ ist besonders oft betroffen (Senkung, Verlagerung, Menstruationsbeschwerden, Fehlgeburten, Unfruchtbarkeit). Die Form des Tintenfisches erinnert denn auch an eine Gebärmutter (Hohlmuskel).

Hinter den körperlichen Problemen findet man stets «schlechte Gefühle im Bauch», eine verletzte, entwürdigte Seele. Sepia-Geschichten sind durch den Konflikt mit dem anderen Geschlecht geprägt. ‹Sepia-Frauen› haben oft eine Abneigung gegen das männliche Prinzip, dabei entwickeln sie aber selber sehr viel männliche Energie. Körperliche Zeichen wie ein Damenbart oder eine männliche Körperform unterstreichen ihr maskulines Verhalten (und schützen sie vor männlicher Annäherung). Dieser Typus von ‹Sepia-Frauen› «steht dann auch ihren Mann». Sie betätigen sich in ausgesprochen männlichen Berufen, treiben Leistungssport (z. B. Bodybuilding) und kämpfen vehement für die Rechte der Frau. Sepia in homöopathischer Potenz kann ihnen den Zugang zu ihrer Weiblichkeit erleichtern.

Die verletzte weibliche Würde ist der zentrale Auslöser dieses Geschlechter-Konfliktes. Manchmal fängt der Leidensweg bereits am Anfang des Lebens an, wenn ein Mädchen anstelle des sehnlichst gewünschten Stammhalters geboren wird.  Um mehr Liebe zu erhalten, vermännlicht sich das Mädchen und benimmt sich wie ein Junge. Sexueller Missbrauch, Vergewaltigung, unerwünschte Schwangerschaft und Abtreibung sind weitere Entwürdigungen, die zur beschriebenen Abneigung gegen Männer führen können. Eine partnerschaftliche Beziehung kommt am ehesten in Form der Hinwendung zum weiblichen Geschlecht, zu einem väterlichen Freund oder Lehrer (Guru) zustande.

Eine unnahbare Schönheit, die mit übereinandergeschlagenen Beinen dasitzt (weil sie das Gefühl hat, die Gebärmutter könnte rausrutschen) und einen mit grossen dunklen, Ehrfurcht gebietenden Augen ansieht, könnte eine ‹Sepia-Frau› sein. Bei Problemen in der Partnerschaft geht die ‹Sepia-Frau› auf Distanz und bedient sich der «Vernebelungstaktik» des Tintenfisches. Sie versteckt sich in einer dicken schwarzen Wolke (depressive Stimmung) oder versprüht gleichsam Tinte, indem sie einen lautstarken Angriff startet. ‹Sepia-Frauen› können (besonders gegenüber nahestehenden Menschen) höchst «sauer» (sie lieben auch saure Speisen) und verletzend auftreten. Die Distanz wird so gross, dass es zu einer eigentlichen Abneigung oder Gleichgültigkeit gegenüber Ehemann und Kindern kommen kann: «Es ist zum Davonlaufen!» Die Suche nach der richtigen Distanz ist für ‹Sepia-Menschen› ein Dauerthema. Einerseits haben sie Angst, ihre Freiheit oder Identität zu verlieren, und andererseits fürchten sie sich vor der Einsamkeit.

Sepia hilft oftmals bei Schwangerschaftsübelkeit und -erbrechen (schlimmer beim Riechen oder Sehen von Speisen). Ein typischer Hinweis auf Sepia sind braune Flecken im Gesicht (besonders um den Mund), die während der Schwangerschaft, in der Zeit der Wechseljahre oder nach Hysterektomie (Entfernung der Gebärmutter) auftreten. Typische Hautsymptome sind zudem ringförmige Hautausschläge (wie die Ringe eines aufgeschnittenen Calamares) und Fieberblasen, besonders im Frühling (auf dass mich ja niemand küsse …).

Die Wechseljahre sind für ‹Sepia-Frauen› eine besonders schwierige Zeit. Sie haben Angst vor dem Altwerden (keine Freunde), nehmen an Gewicht zu und können sich damit nicht abfinden. Bei kleinster Anstrengung werden sie zudem von heftigen Hitzewellen heimgesucht (wie aus dem Wasser gezogen). Eine trockene Scheide und Harninkontinenz (durch die Gebärmuttersenkung) lassen die Reizbarkeit zusätzlich ansteigen.

Im «Seideneder» (umfassende Arzneimittellehre) wird Sepia auf über 70 Seiten beschrieben. Diese Beschreibung berührt einige wichtige Aspekte und soll helfen, ‹Sepia-Frauen› besser zu verstehen.

Das Arzneimittelbild von Sepia

Alle Arzneimittelbilder

Wirkt bevorzugt auf:

  • Zentralnervensystem, Eierstöcke, Beckenorgane der Frau, Beckenvenen, Haut, periphere Nerven, Muskeln und Gelenke, Magen-Darmkanal, Leber.

Passt besonders zur:

  • schlanken, pigmentreichen, (oft unnahbaren) Schönheit. Aktive, sportliche Frauen. Infolge hormoneller Störungen reizbare, launische Frauen (im Klimakterium). Eines der wichtigsten Arzneimittel bei Beschwerden der Frau.

Hauptindikationen:

  • Depressionen* in den Wechseljahren und nach der Schwangerschaft, nervöse Erschöpfung, Migräne, Neuralgie, Wechseljahrbeschwerden, chronische Entzündungen der Eierstöcke* und der Gebärmutter*, Senkungsbeschwerden (Gebärmutter), Harndrang bei Gebärmuttersenkung, Verstopfung, Venenstauungen im Pfortadergebiet und in den Beinvenen, Krampfadern, Hämorrhoiden.
  • Pigmentflecken, Vitiligo.
 

Besonders wichtig für die Mittelwahl

Folgen von Milchgenuss (Durchfall).

Symptome:

Neigung zu inbrünstigem Beten. Depressive Verstimmung, Traurigkeit und Reizbarkeit, besonders nach Geschlechtsverkehr und während dem Klimakterium. Nervosität, Reizbarkeit und Arbeitswut vor der Menstruation. Frauen sind mal traurig, weinerlich ablehnend (tagsüber, sich selber, Ehemann, Arbeit), mal aufgestellt undauffallend aktiv (abends Drang, körperlich zu arbeiten). Weint beim Reden von der Krankheit. Frauen haben Probleme mit ihrer Weiblichkeit. Fürchten sich vor Einsamkeit, wollen aber trotzdem alleine sein, alleine schlafen / Migräneattacken (oft am Wochenende oder während der Regel) / Herpes hinter den Ohren. Herpes (z.B. Fieberblasen) jeden Frühling. Schmetterlingsförmige, braun-gelbe Pigmentation auf beiden Seiten der Nase / Gefühl, der Magen senke sich / Braune Flecken auf dem Bauch / Scharfer, übelriechender Ausfluss* vor der Regel. Ausfluss, Weissfluss, ätzend bei Mädchen. Starke, übelriechende Schweisse im Genitalbereich und in den Achselhöhlen. Regel zu spät / Kreuzen der Beine beim Sitzen, um die Gebärmutter zurückzuhalten (Gefühl von Herabdrängen im Unterleib) / Akne um den Mund zur Zeit der Menstruation.

Allgemeines:

Periodische Wiederkehr von Beschwerden (meist alle 4 Wochen) / Neigung zu kalten Füssen, dabei oft warme Hände und heisser Kopf / Wallungen, wie mit warmem Wasser übergossen /Abneigung gegen Sex / Plötzliche Abneigung gegen die eigene Familie, die Hausarbeit ist ihr zuwider / Mag Speisen nicht sehen und riechen. Abneigung gegen Milch und Fleisch / Verlangen nach Schokolade, sauren Sachen (Essig).

Modalitäten:

Schlimmer durch Trost, Ruhe, Sex, Exzesse, Neumond, bei Vollmond, vor Gewittern, vor Schneefall, durch Feuchtigkeit (Waschküche). Vor der Regel. Warme, stickige Zimmerluft und Räume voller Menschen werden schlecht ertragen. Aufenthalt am Meer. Im Stehen.

Besser durch Ablenkung, besonders durch kräftige körperliche Anstrengung (Hausarbeit, Joggen, Schwimmen, Tanzen), Beugen (Glieder), Liegen auf der rechten Seite (Leberschmerz). Kreuzen der Beine. Alles ist besser an der frischen Luft.

* = Selbstbehandlung nur in Absprache mit der Ärztin, mit den Arzt und als erste Hilfe.