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Calcium phosphoricum
Calciumhydrogenphosphat CaHPO4·2H2O

Calcium und Phosphor dienen in unserem Körper hauptsächlich zum Aufbau von Knochen und Zähnen. Zudem finden wir Calciumphosphat-Verbindungen in Futter- und Düngemitteln. Wenn etwas mit dem Knochenwachstum nicht richtig läuft, denken wir in der Homöopathie sofort an Calciumverbindungen. Calcium phosphoricum ist zum Beispiel ein geniales Heilmittel, wenn Kinder über Wachstumsschmerzen klagen oder wenn sich die Fontanellen nicht rechtzeitig schliessen. Die Knochen vermitteln uns Schutz, Stabilität und Mobilität (Gelenke). Aus homöopathischer Sicht steht der Calciumanteil vor allem für die Schutzfunktion und die Stabilität, der Phosphoranteil hingegen bringt Unruhe in dieses Calciumsalz. In ihrer Unruhe fallen ‹Calcium-phosphoricum-Kinder› öfters vom Stuhl, der eigentlich Stabilität und Sicherheit bietet, wenn man ihn nicht zum Schaukeln benützt.

  • Illustration Calcium phosphoricum
  • Calciumhydrogenphosphatdihydrat | © Adobe Stock

Steckbrief von Calcium phosphoricum

Beschreibung: Calcium phosphoricum ist ein weisses, kristallines Pulver, das völlig geruchlos ist. Es wird aus Calciumhydroxid (Ca(OH)2) und Phosphorsäure (H3PO4) bei Temperaturen unter 45 °C hergestellt, wobei monokline, farblose Kristalle entstehen. Bei Temperaturen über 70 °C bildet sich das wasserfreie, trikline Calciumhydrogenphosphat (CaHPO4). Der Name Calcium leitet sich vom lateinischen Calx (Stein, Kalkstein) ab.

Vorkommen: Auch in der Natur kommt die Verbindung in den beschriebenen beiden Kristallformen vor. Die monokline Form ist das Brushit, die trikline das Monetit.

Chemische Eigenschaften: Calciumhydrogenphosphatdihydrat ist in Wasser schwer löslich, in Mineralsäuren hingegen löslich. In der Hitze zersetzt sich Calciumhydrogenphosphat zu Calciumphosphat (Ca3(PO4)2).

Bedeutung für Lebewesen: Der grösste Teil des im menschlichen Körper vorhandenen Calciums (99 %) und Phosphates (85 %) wird zum Aufbau der Knochen und Zähne verwendet. Die Festigkeit des Knochens beruht auf der Einlagerung von anorganischen Bestandteilen (etwa 70 %) zwischen die Knochenzellen. Diese anorganischen Salze bestehen zum grössten Teil aus Calciumphosphat-Verbindungen, in erster Linie aus Hydroxyapatit (Ca5(PO4)3(OH)2). Der Knochen stellt auch ein Speicherorgan für Calcium und Phosphat dar, deren Übertritt ins Blut durch Hormone gesteuert wird. Als Bestandteile von Futtermitteln finden nahezu alle Calciumphosphat-Verbindungen Verwendung, die sowohl die Zufuhr von Calcium als auch von Phosphat übernehmen. Zudem findet man Calciumphosphate in Düngern, die im Boden unter anderem zu Calciumhydrogenphosphatdihydrathoricum) umgewandelt werden.

wichtige Verwandte: Calcium carbonicum, Calcium fluoratum

Wirkung und Anwendung von Calcium Phosphoricum in der Homöopathie

‹Calcium-phosphoricum-Menschen› werden durch zahlreiche Ängste geplagt: sie haben Angst bei einem Gewitter, in der Dunkelheit (wollen nicht alleine in den Keller gehen), fürchten sich vor Hunden und Katzen. Dass ‹Calcium-phosphoricum-Kinder› Milch schlecht vertragen, ja sogar die Muttermilch erbrechen, kann ebenfalls ein Hinweis auf den gestörten Calciumhaushalt sein. 

Die Unterscheidung von Calcium carbonicum und Calcium phosphoricum fällt uns leichter, wenn wir das Arzneimittelbild von Phosphorus studieren. Das phosphorische Feuer, die Ängste, die Offenheit und das «himmlische» Wesen schlagen sich auch im Arzneimittelbild von Calcium phosphoricum nieder. Ganz im Gegensatz zum Bild des eher «erdigen», trägen, übergewichtigen (in der Austernschale festsitzenden) ‹Calcium carbonicum›. ‹Calcium-phosphoricum-Menschen› sind schlank (hoch aufgeschossen) und unruhig. Ihr Aussehen, ihre Unzufriedenheit, ihre Reiselust, ihre Schulkopfschmerzen und das Verlangen nach Geräuchertem erinnern an ‹Tuberculinum›. Manchmal ist die Entscheidung zwischen diesen beiden Heilmitteln schwierig. Bei Calcium phosphoricum fehlt allerdings das bei Tuberculinum beschriebene fiese Verhalten. Zudem sind ‹Calcium-phosphoricum-Menschen› geistig und körperlich schwächer als ‹Tuberculinum›. Die Schule ist zum Beispiel für ‹Calcium-phosphoricum-Kinder› ausserordendlich anstrengend, oft kommen sie mit Kopf- oder Magenschmerzen nach Hause. Wegen der Reizbarkeit, Unzufriedenheit (wissen nicht, was sie wollen) und der schwierigen Zahnung (möchten getragen werden) kann Calcium phosphoricum auch mit Chamomilla verwechselt werden. ‹Calcium-phosphoricum-Kinder› sind blasse, magere, in ihrer Entwicklung gestörte Kinder: sie stehen auf wackligen Beinen (langsam beim Laufen lernen), die Zahnung verläuft ebenfalls langsam und schmerzhaft, die Fontanellen bleiben lange offen. Kann die Verknöcherung mit dem zu schnellen (durch Vitamin D überdüngten!) Wachstum nicht Schritt halten, leidet die Qualität der Knochen und Zähne. Calcium phosphoricum kann bei folgenden Erkrankungen hilfreich sein: Zahnkaries, Wirbelsäulenverkrümmungen (Skoliose), Osteoporose, Arthrose, Spondylose und sogar bei Spina bifida (mangelhafter Verschluss der Wirbelsäule). Calcium phosphoricum hilft auch bei verzögerter oder fehlender Kallusbildung nach Knochenbrüchen (Symphytum). Schlaffe Muskeln, Sehnen, Bänder und sogar ein schlaffer Bauch (eingesunken) sowie Drüsenschwellungen, vergrösserte Mandeln mit chronischen Halsschmerzen, Polypen und eine allgemeine Infektanfälligkeit sind weitere Zeichen für die Calciumphosphoricum-Konstitution.

‹Calcium-phosphoricum-Menschen› (vor allem Kinder) sind mit sich nie zufrieden, langweilen sich rasch, sind mürrisch, klagen, jammern und stöhnen dauernd (sogar im Schlaf). Sie sind ständig auf der Suche nach einem besseren Ort und versuchen, sich abzulenken, nicht an ihre Beschwerden zu denken, weil sich diese sonst verschlimmern.

Ältere ‹Calcium-phosphoricum-Menschen› leiden oft unter Verspannungen und Steifheit im Nackenbereich, die durch Kälte oder Zugluft ausgelöst oder stark verschlimmert werden. Typisch sind auch die Neigung zum Einschlafen der Extremitäten und das Karpaltunnelsyndrom. Bei stets seufzenden, unzufriedenen Rheumatikern (besonders bei nass-kaltem Wetter) sollte man an Calcium phosphoricum denken.

Das Arzneimittelbild von Calcium phosphoricum

Alle Arzneimittelbilder

Wirkt bevorzugt auf

Zentralnervensystem, Lymphdrüsen, Knochen, Zähne, Schleimhäute, Magen-Darmkanal.

Passt besonders

zu unzufriedenen, rasch erschöpften, grossgewachsenen, schmalen, feingliedrigen Menschen (oft bei zu schnell gewachsenen Kindern).

Hauptindikationen

Nervenschwäche bei Kindern. Schulkopfschmerz. Entwicklungsstörungen. Wachstumsschmerz in den Knochen. Zur Förderung der Kallusbildung nach Knochenbrüchen. Arthrose.

Besonders wichtig für die Mittelwahl

Folgen von Kalkmangel, belastenden Ereignissen (Krankheit, Schock).

Symptome

Kopfschmerzen bei geistiger Arbeit / Fernweh. Furcht vor Gewittern / Nachtschweisse, besonders am Kopf und am Hals / Vergrösserte Mandeln mit chronischen Entzündungen. Knochenwachstum, Laufen- und Sprechenlernen verspätet. Zahnung verzögert, später Fontanellenschluss / Appetitlosigkeit bei Kindern / Viel Windabgang, Durchfall (wässerige, grünliche Stühle) mit Unverdautem / Kalte Füsse und Unterschenkel bis und mit Kniegelenke. Gelenk- und Knochenschmerzen. Schmerzen bei Kindern.

Allgemeines

Erkältet sich schnell / Rasch geistig und körperlich erschöpft. (Kinder sind meist scheu, unentschlossen, kehren auf dem Schulweg wieder um.) / Muttermilch wird schlecht ertragen oder verweigert / Verlangen nach rohem Speck, geräucherten und pikanten Speisen.

Modalitäten

Besserung

Wärme, Sommer, trockenes Wetter, liegen, Blähungsabgang

Verschlimmerung

unerwartete schlechte Nachrichten, Beleidigung, geistige Anstrengung, feucht-kaltes Wetter, Zugluft, vor Schneefall oder bei der Schneeschmelze, Früchte, Apfelwein (Durchfall), denken an die Beschwerden, während der Zahnung und der Pubertät

Abneigung

Zwiebeln

Verlangen

geräucherte Fleischwaren, fetter Speck (Schwarte), scharf gewürzte Speisen, unverdauliche Dinge. Gegenüber Muttermilch oder Kuhmilch kann Verlangen oder Abneigung bestehen!

Das Wichtigste für die Praxis

  • unzufriedene Menschen, Verlangen nach Veränderung, Verlangen zu reisen
  • wichtigstes Heilmittel bei Wachstumsschmerzen der Kinder
  • Probleme mit den Zähnen, Knochen (Wachstumsstörungen)
  • Kopfschmerzen durch geistige Anstrengung (Schulkopfschmerz)
  • Verlangen nach geräuchertem Fleisch
  • Milch-Unverträglichkeit