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Die Chinarinde ist das erste von Hahnemann geprüfte Heilmittel. Sein berühmter Selbstversuch mit dieser Rinde offenbarte ihm das Ähnlichkeitsprinzip. Nach der Einnahme von Chinarinde beobachtete er an seinem eigenen Leib die ihm vom Wechselfieber (Malaria) bekannten Symptome. Von diesem Augenblick an wusste er, warum die Chinarinde das einzig wirksame Medikament gegen Malaria war: weil sie die Kraft hat, beim Gesunden eine ähnliche Krankheit hervorzurufen. Ähnliches wird mit Ähnlichem geheilt.

  • Illustration China Rinde
  • getrocknete Rinde vom roten Chinarindenbaum | © Adobe Stock

Steckbrief von China

Beschreibung: Der 5 bis 15 m hohe Baum besitzt eine rundliche, dicht belaubte Krone, die durch rechtwinklig abstehende Äste gebildet wird. Junge Zweige sind meist behaart. Der Baum hat relativ grosse Blätter, 15 bis 40 cm lang und 7 bis 25 cm breit, die 7 bis 15 bogige Seitennerven aufweisen. Die Blüten befinden sich in einer  vielblütigen Rispe, die bis 35 cm lang und gegenständig aufgebaut ist. Die röhrigen Blüten sind rötlich-weiss und seidig behaart. Die Kronblattlappen sind halb so lang wie die Kronröhre. Die Frucht ist eine kleine, längliche Kapsel.

Verbreitung: Sie kommt in den Anden Südamerikas von Peru über Ecuador, Kolumbien bis Venezuela und in Mittelamerika in Panama und Costa Rica vor. Die Hauptanbaugebiete befinden sich in Indonesien, dort vor allem auf Java, und in Zaire. Des Weiteren wird der Chinarindenbaum auch in Indien, Sri Lanka, Afrika, Südamerika und in Russland angebaut.

Standort: Im Gebirge zwischen 900 und 2'800 m ü. d. M. ist der Chinarindenbaum verbreitet. Sein Standort sind die Nebelwälder beider Andenkordillieren, die das ganze Jahr feucht und regnerisch sind.

Besonderheiten: Die Chinarinde wurde bereits von den Indianern Südamerikas verwendet, als 1633 ein Jesuitenpater die Heilwirkung gegen Malaria beschrieb. Dies trug dem Medikament den Namen «Jesuitenpulver» ein. Die Pflanze wurde aber erst 1735 botanisch beschrieben, und 1820 konnte der Wirkstoff Chinin isoliert werden. Bis  nach dem 2. Weltkrieg blieb die Chinarinde das einzig wirksame Medikament gegen Malaria. Heute wird die Rinde in Plantagen von den Zweigen, vom Stamm und von den Wurzeln gewonnen. Beim mehrheitlich angewandten «uprooting» werden die Bäume im Alter von 12 Jahren gerodet. Die Stamm- und Zweigrinde wird abgeklopft,  wodurch sie sich ablösen lässt. Die Wurzelrinde wird mit dem Messer geschält. Anschliesssend lässt man die Rinde an der Sonne und in Apparaten trocknen.

verwendeter Teil: getrocknete Rinde

wichtige Verwandte: Coffea, Ipecacuanha

Wirkung und Anwendung von China in der Homöopathie

Der rote Chinarindenbaum gedeiht in den feuchten, regnerischen Wäldern der Andenkordillieren und in den Sümpfen Hinterindiens.

Säfteverlust und Malaria sind zwei wichtige Aspekte, die uns durch dieses Heilmittel begleiten. Die Bäume werden geschunden, das heisst, wir berauben sie ihrer schützenden Rinde.

Genauso ungeschützt, empfindlich gegenüber allen Sinneseindrücken und gleichsam mit blanken Nerven aufs Höchste gereizt, kommen sich ‹China-Patienten› vor. Leichte Berührung, kalte Luft, Wind, geringste Geräusche oder Gerüche (Essens- und Tabakgeruch) greifen sie an. Sie entwickeln die fixe Idee, dass sie von Feinden verfolgt und gequält werden und kein Glück im Leben hätten. Entsprechend ist ihre Stimmung «gallig», verletzend, sarkastisch. Manchmal werden sie sogar gewalttätig (schinden die anderen). Sie werden immer schwächer und schwitzen bei der geringsten Anstrengung. Es geht ihnen schlecht, und so sehen sie auch aus: dünn, trocken, blass, mit blauen Augenringen. Sie denken an Selbstmord, haben aber nicht den Mut dazu. So flüchten sie sich in die Welt der Fantasie, besonders abends beim Einschlafen bauen sie Luftschlösser. Sie stellen sich zum Beispiel vor, Heldentaten zu vollbringen. Ganz im Gegensatz zu ‹Natrium-muriaticum-Menschen›, welche bei Kummer jeden Abend an schlechte Erinnerungen denken und sich damit kränken. Manchmal hat man das Gefühl, als ob ‹China› ihre Träumereien und die Realität nicht mehr auseinander halten können. Das zeigt sich beispielsweise auch in ihrer grossen Furcht vor Hunden und grossen Tieren.

In einen China-Schwächezustand gerät man am ehesten durch Verlust von Körpersäften. Ausgeblutet durch übermässige Blutungen bei der Menstruation, Entbindung oder nach Operationen. Ausgesogen durch Stillen (von Zwillingen), ausgetrocknet durch chronische Durchfälle oder Nachtschweisse und Samenverluste.

Die Flüssigkeit fehlt im Blutkreislauf, was zu Kreislaufproblemen führt, Blutansammlungen, Schwindel und Ohnmachtsanfälle können sich einstellen. Es fehlt den ‹China-Menschen› an Lebenswärme, sie neigen zum Frieren, und Kälte ertragen sie schlecht. Interessant ist auch, dass oft nur ein Fuss (oder eine Hand) kalt ist, wärend der andere Fuss (oder die andere Hand) heiss ist (vgl. Lycopodium, Pulsatilla).

Es ist logisch, dass ein bewährtes Malariamittel eine Beziehung zu periodischen, anfallsweisen Beschwerden hat. China hat diese Periodizität nicht nur im Fieber, welches übrigens immer nur tagsüber und nach dem gleichen Schema mit Schüttelfrost, Fieber und Schweiss auftritt. Auch andere Beschwerden (z. B. eine Gallenkolik) können täglich zur gleichen Stunde, jeden 2. Tag oder jede Woche auftreten.

Die Kopfschmerzen sind ähnlich wie bei Belladonna berstend, klopfend mit rotem Gesicht, schlimmer durch Sitzen oder Liegen, besser beim Aufrechtstehen oder Gehen.

Störungen im Verdauungsapparat sind oftmals ein Hinweis für die Wahl von China. Die ausserordentlichen Blähungen lassen uns vielleicht zuerst an Lycopodium oder Carbo vegetabilis denken. Erzählen die Patienten, dass die Blähungen weder durch Aufstossen noch durch Windabgang bessern, entscheiden wir uns für China. Ein weiteres China-Zeichen ist Durchfall nach dem Genuss von Obst, das praktisch unverdaut ausgeschieden wird.

Eine interessante Modalität ist die folgende: Verschlimmerung durch leichte Berührung, aber Besserung durch harten Druck. Analog dazu wünschen sich ‹China-Menschen› keine oberflächlichen Kontakte, sondern richtig tiefe Freundschaften. Sie öffnen sich während der Behandlung nur, wenn sie spüren, dass wir ihnen wirklich helfen wollen und uns echt um ihre Probleme kümmern. Es sind, wie erwähnt, sensible oft künstlerisch begabte Menschen.

Das Arzneimittelbild von China

Alle Arzneimittelbilder

Wirkt bevorzugt auf:

  • Zentralnervensystem, Blut, Milz, periphere Nerven, Herz, Magen, Leber, Gebärmutter.

Passt besonders zu:

  • ärgerlichen, spöttischen, apathischen Patienten, zu geschwächten, blassen Kindern mit Augenringen.

Hauptindikationen:

Zur Erholung nach schweren Krankheiten. Malaria, Kopfschmerzen, Durchfall, Blähungen. Neigung zu Trunksucht.

Besonders wichtig für die Mittelwahl

Folgen von grossem Blutverlust (z. B. nach Operation, Geburt), Malaria, Obstgenuss.

Symptome:

Grosse Angst vor Tieren / Erfreuliche Gedanken beim Einschlafen / Asthma und Kopfweh im Zusammenhang mit Blutarmut / Menière-Schwindel / Fieber anfallmässig, periodisch wiederkehrend, mit starkem Schwitzen / Aufgetriebener Magen und Bauch mit Luftaufstossen sowie Windabgang ohne Erleichterung, besonders nach Obstgenuss.

Allgemeines:

Schwitzen bei der kleinsten Anstrengung / Grosse Schwäche mit starkem Schwitzen nach Verlust von Körperflüssigkeiten (Blut, Eiter, Muttermilch usw.) / Die Beschwerden treten periodisch auf / Überempfindlichkeit gegen Durchzug, Kälte, Geräusche, leichteste Berührung und Gerüche / Verlangen nach Bitterem (z. B. Bitter
Lemon).

Modalitäten:

Schlimmer infolge Schwitzen, Durchzug, nach dem Essen, durch leichte Berührung, Stillen.
Besser durch Wärme, im Freien, durch starken Druck.