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In diesem Buch befassen wir uns nur mit Natriumchlorid (Kochsalz), dem wichtigsten von etwa 20 in der Homöopathie verwendeten Natriumsalzen. Weitere häufig verordnete Salze sind Natrium carbonicum, Natrium sulfuricum und Natrium phosphoricum. Wie die Kalisalze weisen auch die Natriumsalze Gemeinsamkeiten auf. Für die ganze ‹Natrium-Familie› ist typisch, dass sie besonders empfindlich auf Sonne, Wärme, Wasser, Meer, Gewitter, Menschen, Musik, Lärm, Bitteres und Milch reagiert.

  • Illustration Natrium muriaticum
  • Kochsalz, Steinsalz, Natriumchlorid | © iStock

Steckbrief von Natrium muriaticum

Beschreibung: Kochsalz bildet weisse oder farblose, kubische Kristalle. Es ist sehr gut wasserlöslich. Es lösen sich bei 0 °C 350 g und bei 100 °C 390 g Salz pro Liter Wasser. Hingegen ist Kochsalz unlöslich in organischen Lösungsmitteln und Ölen. Kochsalz ist hitzebeständig, der Schmelzpunkt liegt bei 801 °C, der Siedepunkt bei 1'440 °C. Salz (Streusalz) setzt den Schmelzpunkt von Wasser herab, wenn es im idealen Verhältnis gemischt ist bis unter –20 °C.

Vorkommen: Kochsalz ist die häufigste Natriumverbindung in der Biosphäre. Meerwasser enthält durchschnittlich 27 g pro Liter, wobei Binnenmeere (Mittelmeer, Rotes Meer) höhere Gehalte aufweisen. Ausgetrocknete Meere früherer geologischer Epochen führten zu Ablagerungen, die sich heute als Steinsalz wiederfinden. Salz wird in unterirdischen Salzbergwerken abgebaut oder durch Eindampfen von Meerwasser und Solen gewonnen. Neuerdings fällt Salz auch als Nebenprodukt von Meerwasserentsalzungsanlagen an. Die wichtige wirtschaftliche Bedeutung von Salz lässt sich heute noch in Ortsnamen in der Nähe von Salzvorkommen und entlang von Handelswegen wie Hallstadt, Salzburg, Halle oder Schweizerhalle erkennen.

Chemische Eigenschaften: Natriumchlorid ist eine sehr stabile Verbindung. Es reagiert unter normalen Bedingungen nicht mit Säuren oder Basen. Einige Schwermetallionen wie Silber, aber auch Quecksilber und Blei, können mit Natriumchlorid unter Bildung der jeweiligen Schwermetall-Chloride gefällt, das heisst, als Festkörper aus der Lösung abgetrennt werden.

Bedeutung für Lebewesen: Für gewöhnliche Landpflanzen scheint Salz nicht lebensnotwendig zu sein. So genannte Halophyten zeigen vielmehr eine Salztoleranz, als dass sie auf Salz angewiesen wären. Sie wachsen am Meeresstrand, in Salzmarschen und Trockengebieten. Tiere und Menschen können ohne Salz nicht auskommen. Für den Menschen dürften 6 g pro Tag ausreichen, bei starker körperlicher Arbeit und in den Tropen sind 19 g nötig. Die Menge ist stark von den Ausscheidungen in Schweiss und Urin abhängig. Rein pflanzenfressende Tiere müssen Salz separat aufnehmen (Salzlecksteine). Zuviel Natrium ist für Bluthochdruck verantwortlich. Ein überhöhter Salzkonsum bewirkt durch die osmotische Verschiebung des Flüssigkeitsgleichgewichtes eine Zunahme an Wasser zwischen den Zellen, was zu Ödemen und akuter Herzinsuffizienz führt.

wichtige Verwandte: Natrium carbonicum, Natrium phosphoricum, Natrium sulfuricum

Wirkung und Anwendung von Natrium Muriaticum in der Homöopathie

Für Menschen und Tiere ist Kochsalz lebenswichtig. In den letzten Jahren hat es sich herumgesprochen, dass es beim Kochsalz Qualitätsunterschiede gibt. Das heute verwendete Speisesalz ist praktisch reines Natriumchlorid, welches zudem oftmals noch mit Jod und Fluor «angereichert» wird. Durch diese Zugaben wird das Salz allerdings nur reicher an «Gift», so dass es sich, je nach Empfindlichkeit, mehr oder weniger negativ auf unseren Gesundheitszustand auswirkt. Konsumiert man ein unraffiniertes Meersalz oder ein natürliches Kristallsalz, das vor Jahrmillionen durch Austrocknung des Urmeeres entstanden ist, erhält man nicht nur reines Natriumchlorid, sondern ein biologisch wertvolles Naturprodukt, welches fast alle Elemente des Periodensystems enthält. Das unraffinierte Meersalz kann man zu Recht als Lebensmittel oder sogar Heilmittel bezeichnen. Reines Natriumchlorid dagegen verdient eher die Bezeichnung «Unheilmittel» oder «Gift».

Das homöopathische Heilmittel «Natrium muriaticum» wird aus diesem «Gift» hergestellt, es kann deshalb den mit Natriumchlorid belasteten Menschen und Tieren oft helfen. ‹Natriummuriaticum-Patienten› haben meistens ein gestörtes Verhältnis zum Kochsalz, dies zeigt sich durch übermässige Lust oder Abneigung gegen Salz. Interessant  ist  auch, dass ‹Natrium-muriaticum-Menschen› durch einen Aufenthalt am Meer eine Verschlimmerung oder eine Verbesserung ihres Befindens erfahren.

Wie angedeutet, wird das Salz tief aus der Erde herausgeholt oder aus dem Meerwasser eingedampft (ca. 30% der Weltproduktion) und anschliessend in einem komplizierten Verfahren gereinigt, bis reines Natriumchlorid übrig bleibt.

Die Elemente Erde und Wasser beherrschen das Arzneimittelbild. Wir finden einerseits viele emotionale Symptome (Wasser), andererseits festgefahrene Zustände (tief in der Erde vergrabener Kummer). Die altmodische Bezeichnung «Natrium muriaticum» passt ganz gut zu diesem Heilmittel, weil Menschen, die Kochsalz als homöopathisches Arzneimittel benötigen, mit ihren Gedanken meistens irgendwo in der Vergangenheit feststecken. Sie kommen immer wieder auf frühere unangenehme Ereignisse zurück, streuen sich ständig «Salz in ihre Wunden». So wie Salz zum Konservieren (Einpökeln) verwendet wird, so wird der Kummer konserviert. Seelische Verletzungen wirken auf diese Menschen so stark, dass sie sich zurückziehen, gewissermassen einmauern (muriaticum!), um sich vor neuen Verletzungen zu schützen. Wenn Sie einen ‹Natriummuriaticum-Menschen› etwa mit den Worten «Das ist doch alles nicht so schlimm …» oder «Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist» trösten wollen, fühlt sich dieser überhaupt nicht verstanden. Natürlich ist es schlimm! So was kann man doch nicht einfach vergessen! Seine Strategie heisst in dieser Situation: Am besten nichts mehr sagen oder den Anschein erwecken, man habe die Geschichte überstanden (lacht über ernste Dinge). Den Kummer still ertragen, sich zurückziehen, (traurige) Musik hören und romantische Geschichten lesen, das hilft! Die Tränen sind oft «eingetrocknet» und fliessen überhaupt nicht mehr oder nur beim Alleinsein. Alleinsein möchten ‹Natriummuriaticum-Männer› auch im Pissoir, sonst können sie unmöglich Wasserlassen.

‹Natriummuriaticum-Menschen› leiden unter vielen Dingen, die eigentlich Freude bereiten könnten. So vertragen sie z. B. die Sonne und das Meer schlecht (Die Sonne trennt das Salz vom Wasser!). Kaum am Ferienort angekommen, kriegen sie eine Sonnenallergie, Fieberblasen oder fühlen sich überhaupt nicht wohl unter den vielen ferienhungrigen Menschen (Abneigung gegen Gesellschaft).

‹Natriummuriaticum-Menschen› haben Angst vor Einbrechern, weil diese in ihre Intimsphäre eindringen. Ihre Angst, zu spät zu kommen, ist wohl damit zu begründen, dass sie nicht auffallen möchten. Sie kleiden sich unauffällig, sind introvertiert und vermeiden Augenkontakt. Trotz gutem Appetit sind sie oft dünn (vor allem am Hals). Eine trockene, blasse Gesichtshaut mit fettiger Stirn- oder Nasenpartie oder ein tiefer Riss in der Mitte der Unterlippe können ebenfalls Hinweise auf dieses Heilmittel sein. Kinder erscheinen wie kleine Erwachsene. Wohlerzogen und pflichtbewusst erfüllen sie ihre Aufgaben. Vielleicht haben sie Angst, sonst nicht geliebt oder verspottet zu werden

Eine «Natrium-muriaticum-Geschichte» beginnt meistens mit einer kummervollen Erfahrung, einer Verletzung der Seele. Manchmal liegt das Ereignis schon Jahre oder gar Jahrzehnte zurück, beispielsweise ein Liebesentzug kurz nach der Geburt, weil eine Trennung von der Mutter notwendig war, oder der Verlust eines geliebten Menschen, eine unerfüllte (oder unerreichbare) Liebe oder eine Beleidigung.

Natrium muriaticum hilft den beschriebenen, gekränkten Menschen bei einer Vielzahl verschiedenster Beschwerden. Abschliessend werden die allerwichtigsten Anwendungsgebiete erwähnt: Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen (schlimmer von 10 bis 15 Uhr oder durch Sonne), Schulkopfschmerz, Fieberblasen, Hautausschläge (besonders in den Gelenkbeugen und am Haaransatz), Allergien, Asthma (schlimmer abends von 17 bis 18 Uhr), Arthritis, Rückenschmerzen (besser durch Liegen auf einer harten Unterlage), Verstopfung, Magersucht und Malaria.

Das Arzneimittelbild von Natrium muriaticum

Alle Arzneimittelbilder

Wirkt bevorzugt auf:

  • vegetatives Nervensystem, Schleimhaut der oberen Luftwege, Herz, Schilddrüse, Leber, Magen-Darmkanal, Haut, Geschlechtsorgane.  

Passt besonders zu:

  • eher kleinen, schwachen, blassen, schwermütigen Kindern, die Körperkontakt ablehnen und gerne Salz naschen. Ehrgeizige Menschen, leisten mehr, als sie eigentlich dürften. 

Hauptindikationen:

Depression*, Kopfschmerzen der Schulkinder, Migräne, Schnupfen, Abmagerung, Fingernägelkauen, Hautausschläge.

Besonders wichtig für die Mittelwahl

Folgen von Liebesentzug, Kummer, Heimweh (Depression).

Symptome:

Grosse Unzufriedenheit. Beschwerden nach Mutterentzug bei Säuglingen. Kinder wollen nicht, dass man sich mit ihnen beschäftigt. Sie sind ärgerlich, wenn die Eltern über ihren Zustand berichten. Wütend, wenn man ihnen „zuredet". Stiller Kummer, zieht sich zurück um zu weinen. Liebeskummer, Eifersucht. Kommt nicht über längst vergangene unangenehme Dinge hinweg, kann unmöglich vergessen und vergeben (wird dadurch krank). Schwermütig vor Menstruation. Trägt gerne enganliegende Kleidung / Träumt von Räubern. Schlafwandeln. Grosse Schwäche, Müdigkeit in den Morgenstunden / Stirnkopfschmerz zwischen 10 Uhr und 15 Uhr. Hämmerndes Kopfweh morgens, das abends wieder gut ist. Vor Beginn der Kopfschmerzen Kribbeln und Taubheit in den Lippen. Schwindel durch Rauchen in der Schwangerschaft / Abmagerung trotz guten Appetits, besonders am Hals / Brennende Aphthen.Fieberblasen (besonders auf der Unterlippe). Tiefer Riss in der Mitte der Unterlippe. Zunge gefurcht, Gefühl, ein Haar auf der Zunge zu haben / Gesicht ölig glänzend / Bei Husten, Lachen Abgang von Urin und/oder Tränen. Kann nur Wasserlösen, wenn alleine / Menses zu spät, zu schwach. Trockene Scheide /Ekzem besonders an der Haargrenze und in denGelenkbeugen. Hautrisse / Heisse, feuchte Handflächen.

Allgemeines:

Wichtiges Arzneimittel für Frauen. Viel Durst. Schwitzt beim Essen / Grosses Verlangen nach Fisch, salzhaltigen Speisen und Brot. Periodische Rückkehr von Beschwerden.

Modalitäten:

Schlimmer morgens, mit Hitze, Sonne, Verdruss, Beleidigung, Furcht, Ärger, Trost, Sprechen und Husten (Kopfschmerz), Teigwaren. Aufenthalt am Meer.

Besser abends.

* = Selbstbehandlung nur in Absprache mit der Ärztin, mit dem Arzt und als erste Hilfe.