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Der Bergkristall steht im Zentrum des Bildes und hilft uns, viele Informationen zu diesem wichtigen Heilmittel abzuspeichern. Das zarte, frierende, scheue Mädchen und die Getreidehalme stimmen uns auf die Zerbrechlichkeit der ‹Silicea-Menschen› ein. Beginnen wir  strukturiert mit dem wunderbaren Symbol Bergkristall. Er besteht aus Silizium und Sauerstoff, den beiden in der Natur am häufigsten vorkommenden Elementen. Bis ins späte Mittelalter glaubte man, der Bergkristall sei pures, nicht mehr schmelzbares Eis aus längst   vergangenen Zeiten. Eisige Kälte ist fast immer ein Thema für ‹Silicea-Menschen›: sie frieren dauernd, es mangelt ihnen an Lebenswärme. Es geht ihnen wie dem Bergkristall, der die Wärme ebenfalls nicht speichern kann. Ein Bergkristall ist sauber und exakt strukturiert.  ‹Silicea-Menschen› legen grossen Wert auf Ordnung und Sauberkeit. Die kleinen Kristalle sind spitz und zerbrechlich. ‹Silicea-Menschen› sind oft dünn und fein, sie machen einen zerbrechlichen Eindruck auf uns. Manche fürchten sich sehr vor spitzen Gegenständen oder vor Spritzennadeln (als ob sie wüssten, dass sie Impfungen oftmals sehr schlecht vertragen). Ein Bergkristall wächst tief in der Muttererde und ist in homöopathischer Zubereitung ein wertvolles Heilmittel, wenn beispielsweise die Muttermilch abgelehnt oder nicht vertragen wird.

  • Illustration Silicea
  • Quarz, Glaserz | © Adobe Stock

Steckbrief von Silicea

Beschreibung: Quarz besitzt einen muscheligen Bruch mit Fettglanz, ist farblos, weiss oder zumindest hell und kann durch Verunreinigungen verschieden gefärbt sein. Im Quarz ist jedes Si-Atom tetraedrisch von vier O-Atomen umgeben. Infolge seiner hohen Härte und  seiner chemischen Widerstandsfähigkeit verwittert er langsam und ist in Gesteinen und im Boden angereichert vorzufinden.

Vorkommen: Quarz ist eines der verbreitetsten Minerale überhaupt. Silicium ist nach Sauerstoff das häufigste Element der Erdkruste. Feldspäte, Gneise, Glimmerschiefer, Quarzite, Sandsteine, Kiesel, Kieselgesteine, Amethyst, Morion, Citrin, Chrysopras und Opale sind  weitere Silicatverbindungen.

Chemische Eigenschaften: Quarz ist in Wasser, Salzsäure, Schwefelsäure und anderen Mineralsäuren unlöslich. Er löst sich in Flusssäure unter Bildung von Siliciumtetrafluorid (SiF4) und pulverisiert in konzentrierten, siedenden Laugen oder geschmolzenen  Alkalihydroxiden unter Bildung von Silikaten. Quarz wird für Strahl- und Schleifmittel, zur Herstellung von Mörtel, Zement, Wasserglas und Glas verwendet. Reine Quarzgläser sind spröder, halten aber höhere Temperaturen aus. Silicone sind hochmolekulare Stoffe, die  Silicium enthalten und wasserabstossend, wärmebeständig und elektrisch isolierend sind.

Bedeutung für Lebewesen: Als Spurenelement wird Silicium für die Ausbildung von Knochen und Bindegewebe benötigt. Silicium-Mangel führt bei höheren Tieren zu Wachstumsstörungen. Im lebenden Organismus kommt Silicium in Form von Silicaten, SiO2 und  Kieselsäureestern vor. Menschliche Haare und Nagelsubstanz enthalten geringe Mengen (unter 1 %) an Silicium. Ein erwachsener Mensch enthält in seinem Körper etwa 1,4 g Silicium. Da er täglich 5 bis 30 mg Silicium ausscheidet, muss er entsprechende Mengen  aufnehmen. Dies geschieht durch pflanzliche Nahrung, die ohnehin prozentual mehr Silicium enthält. Stäube von Quarz und anderen natürlichen Silikaten (z. B. Asbest) können Lungenerkrankungen hervorrufen, die Silicosen. Die künstlichen Kieselsäuren hingegen gelten als ungiftig und rufen keine Silicose hervor.

Periodensystem: Silicium ist in der gleichen Periode wie Phosphor und in der gleichen Gruppe wie Kohlenstoff und Germanium

Wirkung und Anwendung von Silicea in der Homöopathie

Die Kieselsäure ermöglicht es dem Getreidehalm, aufrecht zu stehen. Silicea kann auch Menschen als Stütze dienen. Sei es zur Unterstützung ihres schwachen Selbstvertrauens oder direkt zum Aufbau schwacher Knochen oder schwachen Bindegewebes. Bei langsamer Zahnung, Knochenwachstumsstörungen (Rachitis), Rückgratverkrümmungen denken wir sofort an Silicea und die Calciumsalze.

Silizium dient zur Herstellung von (hartem, brüchigem) Glas und (weichen, nachgiebigen) Siliconen. Die Begriffe «Härte» oder «Nachgiebigkeit» ziehen sich wie ein roter Faden durch das ganze Arzneimittelbild von Silicea. ‹Silicea-Menschen› fehlt das Urvertrauen. Oftmals kamen sie nicht in den Genuss von Muttermilch und verpassten damit diese so wichtige Primärnahrung. Manchmal lag es an der ‹Silicea-Mutter›, die das Stillen als unangenehm (zu nah) empfand oder durch eingezogene Brustwarzen oder Brustentzündungen Schwierigkeiten beim Stillen hatte. ‹Silicea-Kinder› können aber auch die Muttermilch verweigern oder sie nicht vertragen (erbrechen,  Durchfall).

In der Brust einer ‹Silicea-Frau› können sich Zysten oder Knoten bilden. Silicea ist auch eines der Hauptmittel bei Brustkrebs.

Die Gewissenhaftigkeit und Präzision von ‹Silicea-Menschen› ist vergleichbar mit der Akribie von Arsenicum album. Allerdings ist die übertriebene Genauigkeit von Silicea nicht einfach ein Spleen, sondern beruht auf dem tiefen Mangel an Selbstvertrauen, das sich in Aussagen wie «Ich kann das so oder so nicht richtig oder gut genug machen!» zeigt. So wird in einem «Silicea-Haushalt» auch der Setzkasten (samt Inhalt!) regelmässig abgestaubt, das Lavabo stets trockengerieben und auch in den Schränken herrscht perfekte Ordnung.

‹Silicea-Kinder› sind fein, zart und dünn. Ihre Haut ist blass, wachsartig (durchsichtig), die Augen werden von dunklen Augenringen umrahmt. Manchmal sehen sie alt aus oder haben einen grossen Kopf (vgl. Calcium carbonicum). Sie können während der ersten Lebensjahre sehr reizbar und eigensinnig sein. In der Schule sind sie dann ausserordentlich gewissenhaft, korrekt und ernsthaft. Sie sind schüchtern und achten darauf, dass man ihnen nicht zu nahe kommt.

Die Schüchternheit von ‹Silicea-Menschen› zeigt sich symbolisch auch auf der körperlichen Ebene als «schüchterner Stuhl», das heisst, die Entleerung des Stuhls fällt schwer, weil er  immer wieder zurückschlüpft. ‹Silicea-Menschen› sind oft verstopft und leiden unter eiternden Hämorrhoiden oder Analfisteln.

‹Silicea-Menschen› können sehr stur und beharrlich sein. Selbst wenn sie einmal nachgeben, bewahren sie innerlich ihre Einstellung. Andererseits wirken sie oft sehr scheu, zaghaft und nachgiebig. Ein gesunder Fingernagel ist hart und trotzdem nachgiebig. Stimmt etwas mit den Nägeln nicht, ist das oft ein Hinweis oder eine Bestätigung für Silicea (brüchige, verkrüppelte, eingewachsene Nägel, weisse Flecken, Nagelumlauf, Nagelpilz).

Wie erwähnt, reagieren ‹Silicea-Patienten› sehr empfindlich auf Kälte, Zugluft, Klimaanlagen und Nässe. Sie lösen Schnupfen, eitrige Nebenhöhlen- und Mittelohrentzündungen aus. Vergrösserte Lymphknoten, eitrige, immer wiederkehrende Mandelabszesse, Auswurf von stinkenden glasigen Kügelchen gehören ebenfalls ins Arzneimittelbild von Silicea. Trotz ihrer Frostigkeit neigen ‹Silicea-Menschen› zum Schwitzen und fühlen sich nicht wohl in einem warmen Zimmer (vgl. Pulsatilla). Silicea-Fussschweiss ist berüchtigt, stinkt fürchterlich, macht die Füsse wund und zerstört sogar Socken und Schuhe. Kleine Kinder mit nassen «Stinkfüsschen» und zugleich kalten schweissigen Händchen sind oft ‹Silicea-Kinder›. Unterdrückt ein ‹Silicea-Mensch› seine Schweissabsonderung mit Antitranspirantia (lokaler Schweisshemmer), kann dies zu ernsthaften Störungen führen (Krämpfe, Ohnmacht, grauer Star, Schwäche).

Bei der Arzneimittelprüfung ist das Gefühl von einem Splitter im Finger oder die Empfindung einer Nadel im Hals aufgetreten. Das war ein erster Hinweis auf die spezielle Kraft von Silicea, Fremdkörper aus der Haut auszutreiben. Mittlerweile haben Mittel wie Silicea und Hepar sulfuris unzählige «Eindringlinge» aus der Haut entfernt. ‹Silicea-Menschen› leiden unter einer schlechten Heilhaut, jede noch so kleine Verletzung eitert. Während einer Silicea-Kur können harte Tumoren und Narben (Keloide) sowie weiche Gebilde, z. B. Zysten und insbesondere Fisteln, verschwinden.

Das Arzneimittelbild von Silicea

Alle Arzneimittelbilder

Wirkt bevorzugt auf:

  • Zentralnervensystem, Bindegewebe, Knochen- und Lymphgewebe, Haut und Anhangsgebilde.

Passt besonders zu:

  • mageren, immer frierenden, schreckhaften, sich minderwertig fühlenden, zaghaften und tränenreichen Menschen. Bescheiden, schüchtern, aber hartnäckig („Ich bin, wie ich bin, und niemand wird mich ändern"). Geizige Menschen. Alt aussehende Säuglinge.

Hauptindikationen:

  • Nachtschweisse, Abszesse, Furunkel
  • Drüsenschwellungen, verzögerte Entwicklung, Erkältungsneigung, Mittelohreiterung*, Mandelabszesse*, Stirn- und Kieferhöhlenentzündung*, Fisteln*, Vaginalzysten, Knochen- und Vaginalfisteln*, Eiterungen, Verstopfung, Ganglion, Wundliegen (Dekubitus), Wachstumsstörungen an Haaren und Nägeln, Fremdkörper in Wunden* (fördert den Ausstoss)
  • Nagelpilz, Fusspilz

Besonders wichtig für die Mittelwahl

Folgen von Impfungen (Krämpfe, Epilepsie*) / Geschlechtsverkehr (Reizbarkeit).

Symptome:

Grosse Angst vor spitzen Gegenständen, Geräuschen. Mangel an Selbstvertrauen. Angst vor dem Versagen und während der Menstruation. Beharrlich exakt in Kleinigkeiten. Spätes Laufen- und Sprechenlernen / Nachtwandeln. Träumt von längst vergangener Zeit (Jugendzeit!) / Kopfschmerzen beginnen im Nacken, erstrecken sich über den Kopf und setzen sich über den Augen fest. Ohrgeräusche (Dröhnen). Trotz Mangel an Lebenswärme nächtliche Schweisse am Kopf / Chronischer Schnupfen / Gefühl eines Haares auf der Zunge / Schmerzhafte Drüsenschwellungen (Hals, Leiste). Stets wiederkehrende Mandelabszesse* (Auswurf mit stinkenden kleinen Kügelchen) / Blähungen / Starke Menstruationsblutung mit eisiger Kälte im Körper (wie angeworfen). Heftige, auch schmerzhafte Kindsbewegungen. Nachwehen beim Stillen / Verstopfung (harte Knollen werden mühsam ausgestossen und schlüpfen wieder zurück) / Schlechte Heilhaut (jede Wunde eitert). Akne, tief in der Haut sitzende Pickel. Narben schwellen an und schmerzen / Nägel mit weissen Flecken, verkrüppelt, pulverig, brüchig beim Schneiden. Fingernägelkauen. Brüchige Knochen / Stinkende, wundmachende Fusschweisse. Fusspilz im Winter (zwischen den Zehen).

Allgemeines:

Periodische Wiederkehr der Beschwerden / Stinkende Nachtschweisse / Morgens zerstreut / Friert stets, sucht die Wärme / Abneigung gegen Salz, Fleisch und Milch / Unbeherrschbares sexuelles Verlangen.

Modalitäten:

Schlimmer durch Trost, bei Neumond, Vollmond. Durch Kälte (Durchzug). Wetterumschlag. Umhergehen anderer Personen (Kopfschmerz). Berührung kalter Gegenstände. Muttermilch.

Besser durch Wärme, warmes Einhüllen (des Kopfes) und bei nassem oder feuchtem Wetter.

* = Selbstbehandlung nur in Absprache mit der Ärztin, mit dem Arzt und als erste Hilfe.