Aconitum napellus
Blauer Eisenhut
Die sagenumwobene Pflanze Aconitum hat in der Homöopathie eine wichtige Stellung, wenn es um die Themen Angst, Schreck oder akuter Krankheitsausbruch geht. Die Heilpflanze dient als Notfallmittel und darf in keiner Reise- und Hausapotheke fehlen.
Steckbrief von Aconitum napellus
Beschreibung: Die 40 bis 150 cm hohe Krautpflanze besitzt eine knollig verdickte Wurzel. Der kräftige und straff aufrechte Stengel ist dicht beblättert, kahl oder kraus behaart. Die Blätter sind bis zum Grunde 5- bis 7-teilig, die Teilblätter nochmals in schmale Zipfel unterteilt. Die Blüten sind in dichten, vielblütigen Trauben angeordnet, die verzweigt oder unverzweigt sein können. Die Blüte ist blau bis violett, das obere Blütenblatt zu einem halbkugeligen Helm geformt, kaum höher als breit. Darin eingeschlossen befinden sich zwei bogig gekrümmte Honigblätter. Die Balgfrüchte sind 16 bis 20 mm lang und 5 mm dick.
Aconitum napellus wird als Artengruppe aufgefasst, die mehrere Unterarten beinhaltet.
Blütezeit: Juni bis September
Verbreitung: Das Verbreitungsgebiet reicht von Schweden über England im Norden, von Portugal und Korsika im Süden bis in die Karpaten im Osten. Als Gebirgspflanze kommt sie vorwiegend in den europäischen Gebirgen wie den Pyrenäen, Alpen und Karpaten vor. In der Schweiz trifft man sie im ganzen Alpenraum sowie im Jura häufig an. In den Tieflagen ist sie hie und da aus Gärten verwildert oder wurde in Flussläufen herabgeschwemmt.
Standort: Der Eisenhut liebt feuchte, humose bis überdüngte Böden. Sein Biotop sind Hochstaudenfluren, Bachufer, feuchte Wiesen und Weiden. Typisch ist sein gehäuftes Auftreten an Lägerstellen. Dies sind überdüngte Böden rund um Alphütten, wo nur wenige Pflanzenarten wachsen, die vom Vieh nicht gefressen werden. Aconitum ist bis über 2'000 m ü. d. M. anzutreffen.
Besonderheiten: Der sehr stark giftige Eisenhut ist die giftigste Pflanze der einheimischen Flora. Schon beim Berühren der Pflanze kann das Gift durch die Haut aufgenommen werden und zu Hautentzündungen und schweren Vergiftungen führen. Besonders giftig ist der Wurzelstock, von dem 1 bis 2 g tödlich wirken. Die Hauptwirkstoffe sind die Di-Esteralkaloide Aconitin, Mesaconitin und Hypaconitin. Der Wirkungseintritt erfolgt sehr schnell und beginnt mit dem Gefühl des Pelzigseins und der Empfindungslosigkeit der Haut.
verwendeter Teil: frische, ganze, blühende Pflanze mit Wurzelknolle
wichtige Verwandte: Cimicifuga, Clematis, Delphinium, Helleborus, Hydrastis, Pulsatilla, Ranunculus
Beschreibung Aconitum napellus in der Homöopathie
Aconitum ist eines der wichtigsten Notfallmittel und darf in keiner Reise- und Hausapotheke fehlen. Energievolle, gesunde Menschen werden plötzlich und heftig krank. Die Plötzlichkeit und Heftigkeit verbreiten Angst, machen den Patienten extrem unruhig und lassen seinen Puls rasen. Todesangst kommt auf, und die Betroffenen verlangen nach einem «Blaulichteinsatz» (wie die Farbe der Blüten). Heftige Entzündung (z. B. der Lungen) mit hohem Fieber, Pseudokrupp-Husten oder sehr schmerzhafte Nervenentzündungen rechtfertigen einen solchen Noteinsatz. Wenn allerdings Aconitum zur Verfügung steht und frühzeitig (z. B. bei ersten Anzeichen eines Pseudokrupp-Anfalles) verabreicht wird, muss der Rettungswagen oft gar nicht erst ausrücken, der «Sturm» ist beim Eintreffen des Arztes bereits vorüber.
Um einen «Aconitum-Zustand» hervorzubringen, braucht es kräftige Menschen. Beispielsweise einen vollblütigen «Sulfur-Typ»: Er zeigt bei einer akuten Erkrankung öfters ein Aconitum-Bild. Aconitum und Sulfur sind komplementär, das heisst, sie ergänzen sich optimal. Wenn ein chronisches Leiden mit Sulfur erfolgreich behandelt wird, dürfen wir uns für den Akutfall Aconitum vormerken. Und umgekehrt, wenn ein Patient im Akutfall gut auf Aconitum anspricht, braucht er vielleicht Sulfur, um an die «Wurzel» seiner Erkrankung zu gelangen.
Die deutsche Bezeichnung «Eisenhut» erhielt die Pflanze, weil die Blütenform an einen eisernen Ritterhelm erinnert. Die lateinische Bezeichnung stammt vom Namen des Hügels Aconitos, wo Herakles den Höllenhund (Zerberus) aus der Unterwelt befreite. Überall, wo sein Geifer den Boden berührte, soll Aconitum entstanden sein. Höllische Angst und Panik sind auch ein wichtiges Thema von Aconitum. Der blaue Eisenhut oder Sturmhut ist vorwiegend auf feuchten Bergwiesen und an Wasserläufen anzutreffen. Ein interessanter Hinweis auf den grossen Durst von ‹Aconitum-Patienten›. Bei Nervenentzündungen (besonders auf der linken Seite) mit Taubheitsgefühl (Trigeminus, Ischias), die nach plötzlicher Abkühlung (kalter Wind) auftreten, ist ebenfalls Aconitum angezeigt.
Wirkung von Aconitum napellus in der Homöopathie
Der blaue Eisenhut wird angewendet, wenn Menschen grosse Angst bis zur Todesangst* oder auch Schreck oder Schock empfinden. Diese Angstzustände können durch unterschiedliche Dinge ausgelöst werden, wie von einem Unfall oder den Aufenthalt in kaltem (trockenem) Wind. Das Nerven- und Gefässsystem gerät durch solche Ereignisse in stürmische Aufruhr (Sturmhut), ein inneres «Erdbeben» wird ausgelöst. Die Beschwerden kommen plötzlich und äusserst heftig wie ein Orkan. Das Herz klopft wild, der Puls ist hart, und Todesangst («Das überlebe ich nicht!») mit grosser Unruhe kommt auf.
Auch bei Klaustrophobie (Angst in engen Räumen, z. B. Tunnel, Lift, Flugzeug) oder Agoraphobie (Platzangst, das heisst Angst, sich auf öffentlichen Strassen und Plätzen aufzuhalten, die Wohnung zu verlassen) kommt Aconitum in Frage.
Bei ersten Anzeichen (Niesen) einer Grippe oder Erkältung, aber auch bei plötzlicher Erkrankung mit hohem Fieber, trockener, heisser Haut, gerötetem Gesicht (das beim Aufsitzen bleich wird) und starkem Durst lässt Aconitum die Störung so schnell verschwinden, wie sie auftrat.
Verwendung von Aconitum napellus als Heilpflanze
Aconitum napellus ist die giftigste Pflanze unserer einheimischen Flora. Im Altertum und im Mittelalter benutzte man Aconitum zum Vergiften von Pfeilen, Speerspitzen und Schwertern. Heute wird die Heilpflanze im frühen Stadium einer Erkrankung homöopathisch eingesetzt, oder bei negativen Gemütsregungen, die durch Angst ausgelöst werden. Das für Arzneimittel verwendete Aconitin befindet sich in der Wurzelknolle der Pflanze.
Wirkt bevorzugt auf:
- Zentralnervensystem, Herz, Gefässnerven und periphere Nerven
Passt besonders zu:
- vollblütigen, kräftigen und leicht erregbaren Typen
Hauptindikationen:
Besonders wichtig für die Mittelwahl:
- Schreck und Angst
- Luftzug (Nordwind, Bise, Durchzug)
Symptome:
- Angst bis zur Todesangst*, Ruhelosigkeit (Herzklopfen mit hartem, schnellem Puls)
- Erbleichen beim Aufsitzen, sonst ist das Gesicht gerötet. Alles schmeckt bitter ausser Wasser
- Trockene, heisse Haut und Schleimhäute mit Durst bei akutem, heftigem, plötzlichem Fieber
- Hustenanfälle (äusserst schmerzhaft)
- Reissende Nervenschmerzen nach Luftzug (Ohren). Kältewellen gehen durch den Körper
Allgemeines:
- Abneigung gegen Wein. Schreckhaft.
Modalitäten:
Schlimmer durch:
Tabakrauch, geringsten kalten Luftzug, kalte Winde (Neuralgie). Sehr heisses Wetter. Nachts schlimmer (Hustenanfälle beginnen gegen 23 Uhr).
Besser nach:
massivem Schwitzen, Ausatmen.
Bemerkung:
Ein Schweissausbruch nach Aconitum zeigt an, dass das Mittel ausgedient hat. Neues, passendes Mittel suchen.
* = Selbstbehandlung nur in Absprache mit Arzt/Ärztin und als erste Hilfe.