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Der grosse Homöopath Kent schrieb: «Zincum eignet sich für abgewirtschaftete, schwache Patienten.» Er bringt damit zwei wichtige Erkennungsmerkmale von Zincum auf den Punkt. Ähnlich wie ‹Nux-vomica-Menschen› arbeiten ‹Zincum-Menschen› zu viel, schlafen zu wenig und trinken zu viel Alkohol, den sie überdies überhaupt nicht vertragen. Dieser Raubbau schwächt ihren einst so wachen, ideenreichen Geist und schlägt auf die Stimmung. Der ‹Zincum-Mensch› wird unzufrieden, und sein andauerndes Gejammer macht seine Umgebung verrückt (vgl. Calcium phosphoricum). Er bekommt eine «lange Leitung», kann Fragen nicht sofort beantworten, sondern muss zuerst, um etwas Zeit zu schinden, die Frage wiederholen. Seine Leitung ist nicht nur lang, sondern auch noch schlecht isoliert. Er reagiert beispielsweise äusserst empfindlich auf Geräusche und Papierrascheln. Auch das Sprechen anderer Leute «nervt» ihn ganz besonders. Sein Unmut ist ihm ins Gesicht geschrieben: Er sieht faltig, verwelkt und ungesund aus. Mit zunehmender geistiger Erschöpfung tritt oft die für ‹Zincum-Patienten› so typische Unruhe in den Beinen oder Füssen auf. Sie sind so zappelig, dass sie dadurch sogar unter Einschlafstörungen leiden.

  • Illustration  Zincum metallicum
  • Zink | © iStock

Steckbrief von Zincum metallicum

Beschreibung: Zink ist ein graues Metall, das unedler als Eisen ist und sich im chemischen Reaktionsverhalten ähnlich wie Magnesium und Aluminium verhält. An trockener Luft verändert es sich nicht, in feuchter Atmosphäre bildet sich an der Oberfläche eine schwer wasserlösliche  Deckschicht. Sie schützt das Metall vor weiterer Korrosion, so dass auch Eisen durch Verzinken korrosionsbeständig wird. Zink ist ein guter elektrischer Leiter, wird aber wegen seiner chemischen Reaktivität selten eingesetzt.

Vorkommen: Zink als unedles Metall kommt in der Natur nicht in Reinform, sondern nur in Verbindungen vor, meistens vergesellschaftet mit Blei und Cadmium. Die wichtigsten Zinkerze sind Zinkspat, Zinkblende, Hemimorphit, Franklinit, Willemit und Zinkit. Die grössten Lager befinden  sich in Kanada, den USA, Australien, der Ex-UdSSR, Peru, Namibia, Japan und Polen. Zinkerze werden durch so genanntes Rösten in Zinkoxid umgewandelt und anschliessend durch Elektrolyse zu Zink reduziert. Zink wird zum Verzinken von Stahl und bei der Herstellung von Messing verwendet.

Chemische Eigenschaften: Zink ist ein unedles Metall und wird unter anderem bei der Herstellung von Silber und Gold als Reduktionsmittel eingesetzt. Zink schmilzt bei 420 °C und verdampft bei 907 °C. Bei Temperaturen ab 225 °C tritt eine stärkere Oxidation zu Zinkoxid auf, ab 900 °C verbrennt es mit einer bläulichen Flamme. Heisses Wasser und Dampf greifen Zink an, ebenso säurehaltige Lösungen (so auch Wein, Bier, Essig, Obst) und starke Laugen ab pH-Wert 12,5. Zinkstaub ist sehr reaktionsfähig (Staubexplosion) und reagiert mit Wasser schon bei 20 °C. Bedeutung für Lebewesen: Spuren von Zink kommen in den meisten Böden vor, wo sie von Pflanzen aufgenommen werden und via Nahrungsaufnahme in Tiere gelangen. Der Zinkgehalt im menschlichen Organismus beträgt ca. 2 bis 4 g. Zink ist ein lebensnotwendiges Element. Es  fördert die Wundheilung (zinkhaltige Wund- und Hautsalben), spielt eine Rolle beim Insulinstoffwechsel und ist metallischer Bestandteil von über 200 Enzymen. Zinkmangel äussert sich in Hauterkrankungen, Veränderungen am Knochenbau und arthritisähnlichen Erkrankungen. Grössere MengenZinksalze rufen eine akute, jedoch vorübergehende Übelkeit hervor. Zink und Zinkoxiddämpfe verursachen das Giessfieber, das nach 24 Stunden ohne bleibende Schäden abklingt.

Periodensystem: gleiche Periode wie Kupfer, gleiche Gruppe wie Quecksilber

Wirkung und Anwendung von Zincum metallicum in der Homöopathie

‹Zincum-Menschen› sind schwach und deshalb leicht unterdrückbar. Hautausschläge verschwinden sofort durch äusserliche Anwendungen oder treten gar nicht erst in Erscheinung. So können akute Krankheiten oft nicht programmgemäss ablaufen. Zum Beispiel bleibt der wichtige, heilsame Ausschlag bei einer Masern- oder Scharlachkrankheit aus, was zu einem gesundheitlichen Rückschritt statt Fortschritt führen kann. ‹Zincum-Menschen› haben auch eine «lange Leitung», wenn es darum geht, den Körper durch Absonderungen zu entlasten. Auswurf, Schweiss, Milchfluss, Menstruation, Tripperausfluss geraten leicht ins Stocken und verschlimmern den Allgemeinzustand. Sobald die Absonderungen frei fliessen können, tritt Besserung ein (vgl. Lachesis). Dass aufgrund eines unterdrückten Hautausschlages oder wegen unterdrückter Absonderungen eine Hirnhautreizung auftreten kann, klingt vielleicht extrem, ist aber bei ‹Zincum-Menschen› durchaus möglich.

Das Nervensystem ist also bei ‹Zincum-Patienten› die schwache Stelle. Ungeduld, ständige Eile (besonders beim Essen), zittern (Parkinson), Zuckungen (besonders im Schlaf), Krampfanfälligkeit (Muskelkrämpfe, Fieberkrämpfe, Epilepsie), nächtliches Zähneknirschen und Kopfrollen sind Symptome, die uns Zincum in Erinnerung rufen.

Ähnlich wie ‹Sulfur-› oder ‹Phosphorus-Menschen› werden auch ‹Zincum-Menschen› morgens um 11 Uhr schwach und zittrig, klagen über ein «Loch» im Bauch und benötigen dringend etwas zu essen, danach fühlen sie sich besser.

Zincum ist ein gutes Heilmittel bei Prostatabeschwerden älterer Männer mit schlechtem Gedächtnis. Typisch ist, dass sie nur im Sitzen Wasserlassen können oder sich zusätzlich noch beim Sitzen zurücklehnen müssen oder dass die Prostatabeschwerden durch einen Samenerguss bessern (Absonderungen bessern!). Es kann auch sein, dass sie beim Sitzen einen brennenden Schmerz in der gesamten Wirbelsäule verspüren. Das Trinken von Wein, auch in kleinen Mengen, verschlimmert nicht nur Prostatabeschwerden, sondern fast alle Beschwerden bei ‹Zincum-Patienten›.

Zincum kann bei schwächlichen Mädchen die schon längst fällige erste Menstruation auslösen und ihnen damit grosse Erleichterung verschaffen. ‹Zincum-Frauen› fühlen sich generell während der Menstruation besser (vgl. Lachesis).

Zincum hat sich bewährt bei Folgen von Hirnhaut- und Hirnentzündungen (auch nach Impfungen), bei Zappelkindern (POS/Psychoorganisches Syndrom, ADHS/Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom), Nackensteife und Kopfschmerz bei Autofahrern, Schlafstörungen durch unruhige Beine, Sehstörungen (leuchtende Körper) nach Augenoperationen, juckenden, geschwollenen Frostbeulen.

Das Arzneimittelbild von Zincum metallicum

Alle Arzneimittelbilder

Wirkt bevorzugt auf:

  • Zentralnervensystem, periphere Nerven, Herz und Blutgefässe, Augen, Magen-Darmkanal.

Passt besonders zu:

  • schwierigen, nervösen Menschen, die sich schnell aufregen, aggressiv, boshaft und eifersüchtig sein können. Zu verschlossenen, rasch erschöpften, ungeduldigen, motorisch unruhigen Kindern.

Hauptindikationen:

Psychoorganisches Syndrom (POS), Nervenschwäche, Schlaflosigkeit, Bindehautentzündung, Zähneknirschen, Neuralgien, Milchmangel, Krampfadern, Ischias, Muskelzuckungen, Parkinson. Krämpfe, Verspannung der Muskulatur (Hohlorgane und Bewegungsapparat).

Besonders wichtig für die Mittelwahl

Folgen von Hirn- und Hirnhautentzündungen, Schreck und unterdrückten Hautausschlägen. 

Symptome:

Quält alle mit seinen Beschwerden (Gejammer!). Angst vor Dunkelheit, Gespenstern und Räubern. Überempfindlich gegenüber Geschwätz anderer / Zuckungen, Zittern, Aufschrecken, sehr geräuschempfindlich (fährt sofort zusammen), Zähneknirschen, Sprechen, Schreien und Kopfrollen im Schlaf. Tags schläfrig, nachts schlaflos / Kopfneuralgie mit grossem Druck über der Nasenwurzel (besonders heftig nach Weingenuss) / Wundheit in den inneren Augenwinkeln. Schielen, Rollen der Augen / Müder Nacken (besonders beim Schreiben). Sehr berührungsempfindlicher,  schwacher Rücken. Brennen längs der Wirbelsäule. Knacken im Kreuz beim Gehen. Rückenschmerzen im Sitzen (im Bereich des ersten Lendenwirbels) mit Unruhe in den Füssen.