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Hahnemann erkannte als Erster die Heilwirkung dieser stark giftigen Pflanze. Er bezeichnete Thuja als das einzige hilfreiche Mittel bei Feigwarzen und Tripper und erkor den Lebensbaum zu seinem Hauptantisykotikum. Die Tripperkrankheit (Gonorrhö) ist die Grundlage der Sykosis (Feigwarzenkrankheit). Die Sykosis ist eines der drei von Hahnemann beschriebenen Grundübel, die er als Ursache für alle chronischen Krankheiten verantwortlich macht. Thuja deckt viele typische Symptome und Zeichen der Sykosis ab: z. B. die im Anal- und Genitalbereich auftretenden Feigwarzen (Kondylome), die manchmal aussehen wie reife Feigen und dieser Grundkrankheit den Namen gaben (Sykon = Feige). So nimmt Thuja im Arzneischatz, ähnlich wie Sulfur (Psora) oder Mercurius (Syphilinie), eine Sonderstellung ein.

  • Illustration Thuja
  • Feiner grüner Thuja Ast | © iStock

Steckbrief von Thuja

Beschreibung: Der kleine bis mittelgrosse Baum wird bis 15 m hoch und ist oft auch strauchartig, mehrstämmig mit steif aufrechtem Wipfel. Die Rinde ist weich, faserig, streifig zerfetzt und von rotbräunlicher Farbe. Die Blätter sind schuppenförmig, 2 bis 3 mm lang,  dachziegelartig überdeckend und besitzen eine charakteristische Harzdrüse. Die männlichen Zäpfchen sind klein und befinden sich am Zweigende. Weibliche Zapfen sind zuerst gelblich, zur Reife braun, 6 bis 12 mm lang und aus 8 bis 10 sich spreizenden Schuppen  bestehend.

Blütezeit: März bis April

Verbreitung: Östliches Nordamerika. In Kanada und den USA um die grossen Seen und südlich davon in den Appalachen in einzelnen kleineren Vorkommen bis West-Virginia und Tennessee. Um 1536 wurde der Lebensbaum als erste amerikanische Baumart nach Europa eingeführt. Er ist hier in Parks und Gärten weit verbreitet.

Standort: Der Lebensbaum tritt häufig in Reinbeständen auf und bildet einen Thuja-Wald. Im borealen (nördlichen) Nadelwaldgürtel, wo er bis zum 53. Breitengrad vorkommt, mischt er sich mit anderen Nadelbäumen wie Abies balsamea, Picea glauca und Larix laricina. Weiter südlich sind es Laubbäume wie Acer rubrum, Betula lutea, Fraxinus nigra und Ulmus americana. In den Appalachen steigt er in Höhenlagen von 900 m ü. d. M. Besonderheiten: Thuja ist sehr langsam wüchsig und verträgt Dürre, Hitze wie auch Kälte. Er besitzt  sehr festes aber zugleich relativ leichtes Holz, das sich gut bearbeiten lässt. Es wird deshalb als Bauholz für Verschalungen, Schindeln und für Zäune verwendet. Er verträgt Beschnitt und wird häufig als Gartenhecke eingesetzt. Zudem eignet er sich zur Aufforstung von Moorböden. Die Pflanze ist aromatisch und sehr stark giftig. Der Hauptwirkstoff ist Thujon, das Vergiftungen mit Übelkeit, Blutungen, Krämpfen bis hin zu Lähmungen des Zentralnervensystems verursacht. Pferde reagieren auf Vergiftungen mit Blättern besonders  empfindlich. Bei der Holzverarbeitung können Hautreizungen und Ekzeme auftreten.

verwendeter Teil: frische, beblätterte, einjährige Zweige

wichtige Verwandte: Juniperus sabina

Wirkung und Anwendung von Thuja in der Homöopathie

Über Geschlechtskrankheiten spricht man nicht gerne, man gibt sie heimlich weiter und denkt nach der Spritze beim Arzt, sei alles erledigt. Homöopathen wissen, dass dem nicht so ist: Eine unterdrückte Trippererkrankung «versteckt» sich oft jahrelang in den Betroffenen und meldet sich plötzlich und heftig auf einer anderen Ebene zurück (Gelenkbeschwerden, Prostata-, Eierstockentzündungen usw.). Eine Behandlung mit Thuja kann die unterdrückte Absonderung aus der Harnröhre wieder in Fluss bringen, was laut Henry Clay Allen (ein hervorragender Schüler Hahnemanns) unbedingt nötig ist, um eine Heilung zu erzielen.

Verstecken ist ein wichtiges Schlüsselwort, um sich das Arzneimittelbild von Thuja einzuprägen. Einerseits eignet sich die Thuja-Pflanze sehr gut, um etwas zu verstecken (z.B. den Friedhof), und andererseits verstecken ‹Thuja-Menschen› ihre dunkle Seite mit viel Aufwand hinter einem perfekt aufgebauten «Image». Um geliebt und angenommen zu werden, tun sie alles, was beliebt ist oder gut ankommt: sie geben sich  höflich, religiös, sauber, ehrlich und frei von unmoralischen Gelüsten. Die starken sexuellen Wünsche werden heimlich abreagiert. Das Internet oder Telefon bietet Gelegenheit zur Sexualität, ohne sich näher zu kommen. ‹Thuja-Menschen› haben Angst, durchschaut zu werden, ihr Gesicht zu verlieren. Sie sind deshalb sehr zurückhaltend und verschlossen (schwierige Fallaufnahme). Sie fühlen sich hässlich, nicht liebenswert, schon gar nicht, wenn jemand merken würde, wie sie wirklich sind. Vielleicht begann ihre Leidensgeschichte mit einem Missbrauch in der Kindheit, wobei Geheimhaltung versprochen werden musste. Strenge religiöse Führer mit «Leichen im Keller» könnten ‹Thuja-Patienten› sein. Im Traum stürzen ‹Thuja-Menschen› oft von hoch oben herab (wenn man über sie Bescheid wüsste, würden sie abstürzen, ihre hohe Position verlieren).

Zum Thema Verstecken ist auf körperlicher Ebene das Thuja-Symptom «Hautausschlag, aber nur an bedeckten Stellen» interessant. Weitere Symptome, die den ‹Thuja-Menschen› verraten könnten, sind Schweiss, nur an unbedeckten Stellen, Nagelwachstumsstörungen, auffällige Behaarung (am Fingermittelglied, an der Ohrmuschel, am ganzen Körper oder an Frauenbeinen), öliges Gesicht (wie mit Fett eingerieben). Verschiedenste Haut- und Schleimhautwucherungen (Warzen, Feigwarzen, Herpesbläschen, Polypen, Myome) sind ebenfalls ein Hinweis auf Thuja. Thuja-Warzen sind fleischige, gestielte, blumenkohlartige und empfindliche Gebilde (jucken, bluten). Thuja kann Warzen hervorrufen (z. B. bei Pferden) und in homöopathischer Zubereitung diese auch zum Verschwinden bringen. Allerdings darf dieses grossartige Heilmittel nicht einfach zum «Warzenmittel » degradiert werden. Das heisst, für eine erfolgreiche Behandlung sollten auch andere Thuja-Symptome und Thuja-Zeichen vorhanden sein. Wenn Thuja passt, ziehen sich nicht nur die Warzen zurück, sondern der ganze Mensch wird gesünder, da die Sykosis abgebaut wird. Sykotisch belastete Menschen sind sehr empfindlich auf Nässe und Kälte, so verschlimmert sich zum Beispiel das Asthma oder Rheuma eines ‹Thuja-Patienten› bei nebligem, nasskaltem Wetter (Herbst!).

Viele Thuja-Symptome erscheinen im «versteckten» Harn- und Genitalbereich. Chronische Harnröhrenentzündungen, Prostataentzündungen, Herpes genitalis, hartnäckiger Ausfluss aus der Vagina, Eierstockentzündungen (links), Eierstockzysten, Hautausschläge, Warzen und Feigwarzen an den Geschlechtsorganen.

Fixe Ideen sind ein allgemeines Zeichen der Sykosis: ‹Thuja-Patienten› können zum Beispiel die Idee haben, sie seien zerbrechlich (aus Glas), ihre Seele sei vom Körper getrennt, sie hätten ein lebendiges Tier im Bauch (Scheinschwangerschaft) oder fremde Personen stünden an ihrer Seite oder sie stünden unter dem Einfluss einer höheren Macht (religiöser Fanatismus). Die Absonderungen von Thuja sind gelb-grün oder grün und riechen stark (die Thuja-Pflanze verströmt auch einen aromatischen Duft). Der Schweiss von ‹Thuja-Menschen› riecht süsslich, moderig, ranzig oder knoblauchartig.

‹Thuja-Menschen› sind gewissenhafte, eilige Wesen, sie reagieren empfindlich auf Musik (weinen, zittern mit den Füssen) und haben oft Konzentrationsprobleme, machen Fehler beim Lesen und Schreiben. Thuja-Kopfschmerzen treten auf der linken Seite (Schläfe, Stirn) auf, mit dem Gefühl, als ob ein Nagel eingeschlagen würde.

Das Arzneimittelbild von Thuja

Alle Arzneimittelbilder

Wirkt bevorzugt auf:

  • das Zentralnervensystem, vegetatives Nervensystem, Haut, sämtliche Schleimhäute.

Passt besonders zu:

  • zurückhaltenden, unsicheren, gewissenhaften, stets eiligen, reizbaren Leuten mit schlechtem Gedächtnis und fixen Ideen. Zu unruhigen, widerspenstigen, chaotischen Kindern mit schlaffem Gewebe und Fettansatz um die Hüften.

Hauptindikationen:

Besonders wichtig für die Mittelwahl

Folgen von Impfungen (z.B. Asthma bei Kindern) besonders nach Pockenimpfung (auch, wenn sie lange zurückliegt) / Tripper, kalter Durchnässung.

Symptome:

Verschlossen, hinterlistig, misstrauisch, kalt (hat zwei Gesichter). Angst, sich zu bewegen, da er fürchtet auseinanderzufallen,zerbrechlich zu sein (Gefühl, Beine seien aus Glas). Fixe Idee, es gehe jemand neben ihm/ihr / Schlaflosigkeit durch schmerzhafte Erektionen. Träume von hoch oben zu fallen. Gedächtnisschwäche (macht deshalb Fehler beim Schreiben). Kann kaum denken, zerstreut / Kopfschmerz links erstreckt sich vom Kopf zum Hinterkopf. Kopfschmerz wie von einem Nagel (Druck bessert) / Blähungen, Gefühl, es bewege sich etwas im Bauch, „explosiver" Durchfall (bes. Abendländischer Lebensbaum (Abbildung Seite 202) nach dem Frühstück) / Harnwegentzündungen, Gefühl eines laufenden Tropfens in der Harnröhre, Harndrang, Schmerzen am Schluss des Wasserlösens, zu langes Nachtröpfeln. Harnstrahl geteilt / Übelriechender Fusschweiss / Trockene Haare, schuppige Kopfhaut. Hände, Füsse (blau) eiskalt. Haut fettig, schmutzig mit Wucherungen (z.B. Warzen, Feigwarzen, Gerstenkörner, Hämangiome, Herpesbläschen). Braune Hautflecken (Arme, Beine). Warzen sind gross, weich, blumenkohlartig, gestielt, leicht blutend (besonders auf Kinn, Nase, Augenlidern). Hautausschläge nur an bedeckten Körperstellen. Hautausschläge, Warzen, Polypen, Herpesbefall* undübelriechende (süssliche) Schweisse im Genital- (Geschlechtsorgane) und Afterbereich.

Allgemeines:

Schweisse an unbedeckten Körperteilen (Gesicht, Hals) oder am ganzen Körper mit Ausnahme des Kopfes. Linke Seite besonders betroffen.

Modalitäten:

Schlimmer bei Kälte (Entblössen), feuchtem Wetter, nachts, durch fette Nahrung, Zwiebeln, Tee, Kaffee. Nach Impfung. Nachmittags um 17 Uhr. Bei zunehmendem Mond.

Besser durch Bewegung und durch wiederauftretende (evtl. unterdrückte) Absonderungen wie z.B. Schweiss, Nasenschleim, Harnröhrenfluss. Beugen (Glieder).

* = Selbstbehandlung nur in Absprache mit der Ärztin, mit dem Arzt und als erste Hilfe.