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Hahnemann bezeichnete diese Pflanze als «eins der kräftigsten Arznei-Gewächse unsers Erdstrichs»! Warum diese hohe Auszeichnung? Eine Pflanze, die bei tuberkulösen Erkrankungen des Kehlkopfes, der Knochen und Lymphknoten eine Heilung zu Stande bringen kann, ist wirklich etwas Besonderes. Dazu kommt die prompte Hilfe bei Keuchhusten: Hahnemann erklärt, dass eine einzige Gabe Drosera «zur homöopathischen, völligen Heilung des epidemischen Keuchhustens » hinreichend sei!

  • Illustration Drosera
  • Nahaufnahme der Drosera (Sonnentau/fleischfressende Pflanze) mit Klebedrüsen und Tau-ähnlichem Tropfen am Ende der roten Drüse. | © iStock

Steckbrief von Drosera

Beschreibung: Die 5 bis 30 cm hohe, insektenfangende Pflanze besitzt horizontal ausgebreitete Blätter. Diese haben eine rundliche, 5 bis 10 mm breite Spreite mit langestielten, klebrigen Fangdrüsen von roter Farbe. Der blattlose Stängel steigt in der Mitte der Blattrosette senkrecht auf und trägt den oft verzweigten Blütenstand. Die Blüten sitzen zu wenigen am oberen Ende, die Kronblätter sind 4 bis 6 mm lang und weiss. Die Fruchtkapsel ist glatt, ihre Samen sind von einem feinen, unregelmässigen Netz überzogen.

Blütezeit: Juli bis August

Verbreitung: Der nur auf der Nordhemisphäre verbreitete Sonnentau findet man von Nord- bis Südeuropa, in Asien von Sibirien bis zum Kaukasus, Altai-Gebirge und Japan, in Nordamerika von Alaska bis Kalifornien und Alabama sowie in Südgrönland. In der Schweiz findet man ihn bis in höhere Lagen der subalpinen Stufe. Er ist streng an das Vorkommen von Hochmooren gebunden und insgesamt ziemlich selten.

Standort: Die Pflanze kommt ausschliesslich zusammen mit Torfmoosen (Sphagnum) in Hochmooren und Torfschlenken vor. Die Böden sind nährstoffarm und sauer, und das Substrat für den Sonnentau besteht aus einem Schwamm wassergetränkter Torfmoose. Die Stickstoffarmut fördert das Vorkommen fleischfressender Drosera-Arten.

Besonderheiten: Die rötlichen Fangtentakeln sondern klare, farblose Schleimtropfen ab, die der Pflanze den Namen Sonnentau gaben. Diese glitzernden Tropfen locken kleine Insekten an, die am klebrigen Schleim hängen bleiben. Die Zappelbewegung induziert das Einrollen der Blätter, wodurch es für die Insekten kein Entrinnen mehr gibt. Die Tentakeldrüsen scheiden Enzyme ab, welche die gefangenen Insekten auflösen und verdauen. Die so herausgelösten Nährstoffe werden von den Blättern resorbiert. Vor allem der Stickstoffbedarf der Pflanze wird auf diese Weise gedeckt.

verwendeter Teil: zu Beginn der Blüte gesammelte, ganze, frische Pflanze

wichtige Verwandte: keine

Wirkung und Anwendung von Drosera in der Homöopathie

Die Sonnentaugewächse (Droseraceae) nehmen im Pflanzenreich eine Sonderstellung ein. Es sind Fleisch fressende Pflanzen. Bei den glitzernden, anziehenden Tröpfchen auf den Wimpern der Sonnentaublätter handelt es sich nicht um «Tau», sondern um ein klebriges, enzymhaltiges Sekret, welches die Drüsenhaare selbst ausscheiden. Dieser scheinbare «Nektar» fängt und verdaut letztlich die angelockten und in die Falle geratenen Insekten.

Das Gemüt der ‹Drosera-Patienten› spiegelt etwas von der bedrohlichen Situation wider, in der sich die Insekten befinden: Angst beim Alleinsein, voller Misstrauen, düstere Vorahnungen, Wahnidee, ihnen würde nachgestellt.

In der Homöopathie werden keine Tierversuche benötigt, trotzdem geben uns manchmal Beobachtungen am Tier wertvolle Hinweise auf die in einem Stoff «schlummernden» Heilkräfte. Schafe, die auf einer mit Sonnentau bewachsenen Wiese grasen, entwickeln einen sehr heftigen Husten, so dass sie allmählich dahinsiechen. Dr. Eugène Curie (Schwiegervater von Marie Curie) machte Versuche mit Katzen und konnte eindeutig nachweisen, dass die gegenüber Tuberkulose unempfindlichen Haustiere nach der Verabreichung von Drosera ihre Widerstandskraft einbüssten. Wenn eine Arznei heftigen Husten hervorrufen kann oder die Resistenz gegenüber Tuberkelbakterien herabzusetzen vermag, muss sie entsprechend dem Simile-Gesetz auch in der Lage sein, Husten zu heilen bzw. die Abwehrkraft gegen Tuberkulose wieder aufzubauen. Viele Behandlungserfolge beweisen, dass dieses Prinzip funktioniert!

Tuberkulose und Keuchhusten haben in unserer Zeit viel von ihrem Schrecken verloren. Wir schlagen uns allerdings immer noch mit den Folgen dieser Erkrankungen (oder den Impfungen dagegen) herum. Drosera ist ein sehr wertvolles Heilmittel bei Atemwegserkrankungen (Asthma, Nebenhöhlenbeschwerden, Keuchhusten, Krampfhusten, Reizhusten) und wirkt ganz besonders gut, wenn in der Familiengeschichte Tuberkulose vorkam.

Der typische «Drosera-Husten» tritt in periodischen Anfällen mit schnell aufeinander folgenden, bellenden Hustenstössen auf, so dass der Patient kaum Atem holen kann. Drosera ist das wichtigste Heilmittel bei Keuchhusten mit Atembeengung, Würgen und Erbrechen, öfters begleitet von Nasenbluten. Wenn Kinder mit Keuchhusten trotz schwerer Hustenanfälle kaum Erschöpfung zeigen und nach einem Anfall sofort wieder spielen, ist dies ebenfalls ein Hinweis auf Drosera.


Tipp
Wenn Drosera angezeigt ist und nicht oder nur kurze Zeit hilft, empfiehlt es sich, eine Gabe Tuberculinum zu verabreichen.

Das Arzneimittelbild von Drosera

Alle Arzneimittelbilder

Wirkt bevorzugt auf:

  • die Schleimhäute der oberen Luftwege und Bronchien.

Passt besonders zu:

  • niedergedrückten, verzweifelten Patienten.

Hauptindikationen:

Husten bei Rauchern. Reizhusten, salvenartige Hustenanfälle. Keuchhusten. Krampfhusten. Bronchitis. Asthma.

Besonders wichtig für die Mittelwahl

Symptome:

Nasenbluten durch Husten / Nächtliche Hustenanfälle mit Brechneigung und Atemnot. Keine Erschöpfung nach dem Anfall, Kinder spielen sofort wieder. Stiche in der Brust, Schmerzen hinter dem Brustbein beim Husten und Tiefatmen. Tief liegender Erkältungshusten. Gefühl eines feinen Fremdkörpers im Hals, der zum Husten zwingt. Krampfhafter, trockener Reizhusten in rasch aufeinander folgenden Anfällen, sodass derPatient kaum zu Atem kommt / Raue, trockene Kehle. Kitzeln im Kehlkopf / Asthma beim Reden. Atemnot beim Sprechen.

Modalitäten:

Schlimmer nach Mitternacht (24 – 1 Uhr und 2 – 3 Uhr), Husten beim sich Hinlegen, durch Bettwärme, Trinken, Sprechen, Singen, Lachen.

Besser durch Pressen der Hände auf die Brust bei Brustschmerzen.

Bemerkung:

Drosera war Hahnemanns Keuchhustenmittel. Bei Keuchhusten oder keuchhustenähnlichem Husten hat sich die Kombination mit Pertussinum (Pert.) sehr bewährt.