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Das Arzneimittelbild von Apis können wir uns sehr gut einprägen, wenn wir uns mit dem «Rohstoff» Honigbiene etwas eingehender befassen. Die meisten Menschen machen irgendwann in ihrem Leben eine unfreiwillige «Arzneimittelprüfung» mit Apis, wenn sie von einer Biene gestochen werden. Sie erfahren dabei normalerweise die üblichen Folgen eines Bienenstiches: Rötung (rosa), Hitze und Schwellung (mit Spannungsgefühl, als ob die Haut jeden Augenblick reissen würde), begleitet von brennenden und stechenden Schmerzen. Genau diese Symptome führen uns in der Homöopathie oft zum Heilmittel Apis. Sei es bei Allergien, Haut-, Schleimhaut- oder Gelenkentzündungen, Ödemen, Nierenentzündungen, Angina, bei Beschwerden nach zu viel Sonnenbestrahlung oder nach einem Insektenstich. Sind die Symptome ähnlich wie bei einem Bienenstich und stimmen zusätzlich die Modalitäten, wird Apis zuverlässig helfen.

  • Illustration Apis mellifica

Steckbrief von Apis mellifica

Beschreibung: Das ca. 1,5 cm grosse Insekt besitzt eine ausgeprägte Behaarung, die gelblich bis bräunlich ist. Die Fühler sind etwa doppelt so lang wie der Augendurchmesser, die Zunge besitzt etwa die Länge des Kopfes. Bienen sind staatenbildend, ein Bienenvolk besteht aus drei Kasten: Königin (fruchtbares Weibchen), Drohnen (Männchen) und Arbeiterinnen (unfruchtbare Weibchen). Die Arbeiterinnen bilden die Hauptmasse eines Volkes. Bienen besitzen einen Stachel mit Widerhaken, der nach dem Einstich in der Warmblütlerhaut stecken bleibt und dessen Giftdrüse das Bienengift aktiv hineinpumpt.

Verbreitung: Ursprüngliches Verbreitungsgebiet der Honigbiene war Europa, Teile Asiens und Afrikas von den kaltgemässigten bis in tropische Klimagebiete. Durch die Imkerei ist die Biene vom Menschen weltweit verbreitet worden, wodurch zahlreiche geographische Rassen entstanden sind.

Lebensraum: Die Honigbiene lebt in lichten Wäldern, an Waldrändern und im Kulturland vorzugsweise in Wiesen und Gärten. Blühende Obstgärten und Wiesen sind wichtig für Blütenbesuche, um Nektar für den Blütenhonig zu sammeln. Die zuckerige Ausscheidung von Blattläusen auf Nadelbäumen wird von den Bienen für den Waldhonig gesammelt. Nicht domestizierte, ursprüngliche Bienenvölker leben in Baum- oder Erdhöhlen sowie in Felsspalten, wo sie ihre Wachswaben bauen.

Lebensweise: Im Frühjahr schlüpft die Königin aus einer Weiselzelle und tötet ihre Konkurrentinnen. Auf dem Hochzeitsflug wird sie von den Drohnen begattet, worauf sie in den Stock zurückkehrt und täglich rund 1'500 Eier in die Brutzellen der Waben legt. Dies bedeutet, dass im 3- bis 5-jährigen Königinnenleben bis zu einer halben Million Eier gelegt werden. Die zahlreichen Arbeiterinnen erledigen in ihrem 2- bis 9-monatigen Leben vielfältige Aufgaben: reinigen des Stockes, bauen der Wachszellen, füttern der Larven und der Königin sowie das Eintragen des Pollens und des Nektars. Ein gesundes Volk besteht aus ca. 30'000 Arbeiterinnen, bis zu 2'000 Drohnen und einer Königin.

verwendeter Teil: ganze Honigbiene

Wirkung und Anwendung von Apis mellifica in der Homöopathie

Apis ist ein wichtiges Notfall-Mittel, das auch bei ernsten Zuständen sofortige Hilfe bringen kann. Ein akuter «Apis-Zustand» entwickelt sich schnell, die Schmerzen sind stechend und brennend und bessern durch kalte Anwendungen. So kann zum Beispiel bei einer heftigen allergischen Reaktion nach einem Insektenstich, einer Impfung oder nach Verabreichung eines Medikamentes, Apis lebensrettend sein.

Schreien Kinder in der Nacht nach einer Impfung plötzlich, gellend, durchdringend auf (Cri encéphalique), sollte man unbedingt an Apis denken! Selbstverständlich hat bei lebensbedrohlichen Situationen die Schulmedizin Vorrang, aber bis zum Eintreffen des Arztes oder als Zusatzbehandlung können Apis oder andere passende homöopathische Heilmittel sehr wertvolle erste Hilfe leisten.

Die Biene ist ein «Urtier» und lebte schon lange vor dem Menschen auf unserer Erde. Alte Höhlenzeichnungen und Funde in ägyptischen Pharaonengräbern weisen darauf hin, welch grosse Wertschätzung die Biene und ihre Erzeugnisse damals schon hatten. Das Bienenvolk ist ein fast reiner «Frauenstaat», denn die Drohnen (Männchen) werden nach dem Hochzeitsflug aus dem Stock geworfen oder umgebracht. Die Königin ist ein eigentliches «Reproduktionswunder»: Nach einer einmaligen Paarung kann sie in ihrem 3- bis 5-jährigen Königinnenleben bis zu einer halben Million Eier legen.

Apis als homöopathisches Heilmittel ist ein «guter Freund der Frauen», wie es der berühmte amerikanische Homöopath Dr. James Tyler Kent (1849 – 1947) formulierte. Apis hilft bei Gebärmutterentzündungen, drohender Frühgeburt, Eierstockentzündungen und Eierstockzysten (besonders rechts), Knöchel- und Lidödemen sowie bei Nierenstörungen (Eiweiss im Urin) während der Schwangerschaft. Selbstverständlich ist Apis auch ausserhalb einer Schwangerschaft ein wichtiges Heilmittel bei Nieren-Blasenbeschwerden. Typische Apis-Symptome sind stechende, brennende Schmerzen beim Wasserlassen, besonders der letzte Urintropfen brennt extrem. Spärlicher, dunkel gefärbter Urin, Schwellungen um die Augen oder Fussknöchel.

Das homöopathisch potenzierte «Bienengift» hat übrigens schon vielen Allergikern geholfen, sich wieder mit den Bienen zu «versöhnen» und ihr «gespanntes Verhältnis» gegenüber diesem Insekt abzubauen (Desensibilisierung).

Das ganze Bienenvolk sorgt gemeinsam für die Brut. Die Arbeiterinnen sind emsig mit der Brutpflege beschäftigt. Werden die Bienen gereizt oder droht ihrem Nest (der Familie) Gefahr, wehren sie sich und können dem Störenfried schmerzhafte Stiche zufügen.

Apis ist ein Heilmittel für «Arbeitstiere», das heisst für geschäftige, voll auf ihre Aufgaben konzentrierte, vitale Menschen. Nicht selten sind ‹Apis-Menschen› in sozialen Berufen (Pflegeberufe) anzutreffen. Sie arbeiten gerne, und körperliche Betätigung bessert ihre Beschwerden. Wird die Familie bedroht, hintergangen oder verärgert, können die normalerweise ausgeglichenen

‹Apis-Menschen› mit Reizbarkeit, Aggression und Eifersucht reagieren. Manchmal sind ‹Apis-Menschen› auffällig unbeholfen, ungeschickt, so dass ihnen Gegenstände aus der Hand fallen. Apis-Symptome werden meistens von Unruhe und Durstlosigkeit begleitet. Durst kann ausnahmsweise nachmittags ca. um 15 Uhr, verbunden mit Frösteln, auftreten.

Apis hilft bei Angina mit geschwollenem Hals, vergrösserten, feuerroten Mandeln, das Halszäpfchen hängt wie ein Wassersäcklein, hellrot glänzend im Hals. Kalte Getränke lindern. Weitere bewährte Indikationen sind: Augenentzündungen, geschwollene Augenlider, Urtikaria, Herpes, Wundrose (Erysipel), Quincke-Ödem, Bauchwassersucht (Aszites), Krampfadern mit Neigung zu Wasseransammlung in den Beinen.

Das Arzneimittelbild von Apis mellifica

Alle Arzneimittelbilder

Wirkt bevorzugt auf

das Zentralnervensystem, Hirnhäute, Haut, Schleimhäute, Nieren, Herz, Augen, Mandeln, Eierstöcke. 

Passt besonders zu

apathischen, eifersüchtigen, ungeschickten Menschen (lassen Dinge fallen).

Hauptindikationen:

  • Haut- und Schleimhautentzündungen
  • Angina*
  • Sonnenstich*
  • Eierstockzysten*
  • Nierenentzündungen*
  • Gelenkentzündung
  • Nesselausschlag
  • Ödem (Wasseransammlung)
  • Ödem, Lymphstau durch radioaktive Strahlen (Krebsbestrahlung)
  • Insektenstiche
  • Allergien
  • Furunkel

Besonders wichtig für die Mittelwahl

Folgen von:

  • Insektenstichen, Nahrungsmitteln und Medikamenten (Allergien), Scharlach (Nierenentzündung)*

Symptome:

  • Grosse Unruhe. Kopfrollen*, bohrt den Kopf in das Kissen. Schreien der Kinder im Schlaf / Kopfschmerzen / Schwellungen im Bereich der Augen / Durstlos trotz trockenem Hals! Halszäpfchen bei Angina* (glasig) geschwollen / Schwellung und Hitze mit Unverträglichkeit von Wärme, Berührung und Kleiderdruck / Gelenkrheuma! Nesselausschlag mit Stechen und Brennen. Haut geschwollen und angespannt als ob sie jeden Augenblick reissen würde (Insektenstiche, Allergien, Verbrennungen, Wundrose) / Knöchelschwellungen, besonders bei Nierenerkrankungen / Stechende, brennende Schmerzen beim Harnlassen, am schlimmsten beim letzten Tropfen. 

Allgemeines:

Alle Schmerzen sind stechend und/oder brennend (wie bei Bienenstich). Beschwerden vorzugsweise rechts.

Modalitäten:

Schlimmer durch Wärme in jeder Form. Abends, im warmen Zimmer, in engen Kleidern, durch Berührung. Besser durch Abkühlung (frische Luft, kalte Bäder, sich abdecken).

Bemerkung:

Ein Schweissausbruch nach Aconitum zeigt an, dass das Mittel ausgedient hat. Neues, passendes Mittel suchen.

* = Selbstbehandlung nur in Absprache mit der Ärztin, mit dem Arzt und als erste Hilfe.