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Magnesium phosphoricum
Magnesiumhydrogenphosphat MgHPO4·3H2O

Ähnlich wie bei den Kalium- oder Natriumsalzen fällt es auch bei den Magnesiumsalzen manchmal schwer, sie auseinander zu halten. Hier ist der Vergleich mit anderen Heilmitteln nützlich. So hilft es enorm, wenn man weiss, dass beispielsweise Magnesium phosphoricum vom Charakter her am ehesten mit Pulsatilla, Carcinosinum oder Phosphorus verwechselt werden kann. Magnesium carbonicum dagegen verwechselt man eher mit Nux vomica, Tuberculinum oder Calcium phosphoricum. Mit solchen Vergleichen kann man sich das Wesen eines Heilmittels blitzschnell vorstellen. Es gilt also, die wichtigsten Heilmittel gut zu studieren. So erhält man immer mehr Vergleichsmöglichkeiten, und das Verankern neuer Bilder wird einfacher. Magnesium muriaticum hat Ähnlichkeit mit Natrium muriaticum, Silicea, Calcium carbonicum oder Arsenicum album und wird oftmals gar nicht erkannt, bis alle ähnlichen Heilmittel versagt haben. Bei Magnesium sulfuricum finden wir viele Sulfur-Symptome. Der gemeinsame Nenner aller Magnesiumsalze ist das Gefühl, verlassen und alleine zu sein. In diesem Buch beschreiben wir nur Magnesium phosphoricum, weil es ein sehr wichtiges Akutmittel bei Nervenschmerzen und Krämpfen ist. Im Mittelpunkt unseres Bildes wird eine Frau von einem Blitz durchzuckt. Damit möchten wir auf die blitzartig, einschiessenden Schmerzen von Magnesium phosphoricum hinweisen. Magnesium phosphoricum passt besonders zu überempfindlichen Menschen. Lärm und Stress machen sie krank. Heftige Neuralgien oder Krämpfe treten auf, und die Geplagten bitten um Hilfe: «Ich halte diese Schmerzen nicht mehr aus, ich kann damit nicht leben, wie soll das weitergehen?» Sie fühlen sich mit ihrem Schmerz einsam und verlassen, auch wenn andere Menschen in der Nähe sind. Sie möchten umsorgt (Bettflasche, süsse Nahrung), massiert, gestreichelt und gepflegt werden (wie ein Säugling). Sie jammern ständig, ähnlich wie ‹Pulsatilla-Menschen› (nicht schreien wie Chamomilla!).

  • Illustration Magnesium phosphoricum
  • Magnesiumhydrogenphosphat | © iStock

Steckbrief von Magnesium phosphoricum

Beschreibung: Magnesiumhydrogenphosphat ist ein weisses, kristallines Pulver, das nur wenig in Wasser löslich ist, hingegen löst es sich gut in verdünnten Säuren. Bei 205 °C schmilzt es unter Abgabe von Wasser und Bildung von Magnesiumpyrophosphat (Mg2P2O7). Der Name Magnesium leitet sich von der griechischen Landschaft Magnesia in Thessalien her.

Vorkommen: Magnesiumhydrogenphosphat wird durch Neutralisation von basischen Magnesiumverbindungen wie Mg(OH)2 oder MgCO3 mit Phosphorsäure hergestellt. Aufgrund seines unedlen Charakters kommt Magnesium nicht in reiner Form vor. Die wichtigsten Magnesiumminerale sind die Carbonate Magnesit und Dolomit, die zur Magnesiumgewinnung abgebaut werden. Weitere sind Serpentin, Asbest (die faserige Modifikation von Serpentin), Olivin, Sepiolith (Meerschaum) und Talk. Etwa 15 % des Salzgehalts des Meerwassers sind Magnesiumsalze.

Chemische Eigenschaften: In der Hitze zersetzt sich Magnesiumhydrogenphosphat zu Magnesiumpyrophosphat (Mg2P2O7). Magnesiumhydrogenphosphat wird auch als keramischer Rohstoff eingesetzt. Zur Magnesiumherstellung wird das Magnesium mit Kalkmilch (Ca(OH)2-Lösung) aus dem Meerwasser als unlösliches Magnesiumhydroxid (Mg(OH)2) gefällt, später in Magnesiumchlorid überführt und durch Elektrolyse getrennt.

Bedeutung für Lebewesen: Magnesiumhydrogenphosphat wird als Abführmittel und als Futtermittelzusatz verwendet. Das Magnesium selbst ist im Pflanzenstoffwechsel von Bedeutung, besonders als Bestandteil des Chlorophylls (Blattgrün) und bei vielen Enzymreaktionen, vor allem bei der Zellatmung. Magnesium findet sich daher in allen grünen Gemüsen, aber auch in Obst und Vollkornprodukten. Im menschlichen Körper befinden sich 20 bis 30 g Magnesium, etwa die Hälfte davon sind in Knochen und Zähnen abgelagert. Das restliche Magnesium wirkt bei vielen Stoffwechselvorgängen mit. Magnesiummangel kann infolge von Darmresorptionsstörungen oder Alkoholismus auftreten. Er äussert sich in Muskelkrämpfen, ausserdem erhöht er das Risiko für Arteriosklerose und Herzinfarkt. Im Gegensatz dazu bewirkt ein erhöhter Magnesiumspiegel eine Verminderung der Erregbarkeit von Muskeln und Nerven, was durch Calciumionen rückgängig gemacht werden kann.

wichtige Verwandte: Magnesium carbonicum, Magnesium muriaticum

Wirkung und Anwendung von Magnesium phosphoricum in der Homöopathie

Bei Menstruationsbeschwerden ist Magnesium phosphoricum eines der wichtigsten, wenn nicht das wichtigste aller Heilmittel. Für die Mittelwahl sind die Modalitäten entscheidend: Immer wenn Druck und Wärme die Beschwerden bessern, dürfen wir bei Krämpfen, egal wo sie auftreten, an Magnesium phosphoricum denken. Es hilft ebenfalls bei Krämpfen, die aufgrund von Überanstrengung auftreten, beispielsweise Fingerkrämpfe durch angestrengtes Schreiben oder Musizieren oder nächtliche Wadenkrämpfe nach Sport. Bei Bauchkrämpfen (auch bei Säuglingskrämpfen) krümmen sich die Geplagten vor Schmerz, so dass wir auch an Colocynthis denken. Diese Pflanze hilft bekanntlich auch bei Krampferscheinungen mit sehr ähnlichen Modalitäten. Das lässt sich gut verstehen, enthält doch die Koloquinte 3% Magnesiumphosphat. Ein Colocynthis-Krampf entsteht allerdings eher aufgrund von Ärger, zudem reagiert ‹Colocynthis› nicht so empfindlich auf Kälte und Wärme.

‹Magnesium-phosphoricum-Menschen› mangelt es an Lebenswärme, sie erkälten sich rasch, und ein Aufenthalt in der Kälte kann sogar Krämpfe auslösen. Wärme bringt rasche Besserung: heisse Umschläge, eine heisse Bettflasche, ein heisses Bad oder reiben (durch Reibung entsteht ebenfalls Wärme) wirkt Wunder. Magnesium phosphoricum deckt praktisch alle Schmerzarten ab, ausser Brennschmerzen, wenn diese durch Wärme gebessert werden, ist normalerweise Arsenicum album zuständig.

Die Schmerzen kommen plötzlich und sehr heftig, so dass die Betroffenen aufschreien. Die Schmerzen können blitzschnell die Stelle wechseln oder ausstrahlen. Berührung verschlechtert, harter Druck bessert.

Bei krampfartigem Schluckauf, der nicht aufhören will, hat sich Magnesium phosphoricum schon mehrfach bewährt. Weitere bewährte Indikationen sind unwillkürlicher Harnabgang nach Katheterisieren, Bettnässen durch nervöse Erregung und wandernde Wachstumsschmerzen.

Das Arzneimittelbild von Magnesium phosphoricum

Alle Arzneimittelbilder

Wirkt bevorzugt auf

  • Zentralnervensystem, glatte Muskulatur, Nerven der Haut.

Passt besonders zu

  • unruhigen, ängstlichen, kälteempfindlichen Menschen mit Neigung zu Krämpfen.

Hauptindikationen

Unruhe und Krämpfe bei Säuglingen und Kindern. Schulkopfschmerz. Kopfneuralgie. Schluckauf. Krämpfe und Koliken der Hohlorgane (Magen, Darm, Gallenblase, Gebärmutter usw.).

Besonders wichtig für die Mittelwahl

Folgen von geistiger Überanstrengung.

Symptome:

Sieht Funken bei Kopfschmerzen. Nervenschmerzen zusammen mit Krämpfen. Krämpfe nach geistiger Überanstrengung. Reissender Gesichtsschmerz / Neuralgische Ohrenschmerzen / Heftige, anfallsweise auftretende Bauchkrämpfe mit Luftaufstossen. Heftiger oder andauernder Schluckauf (auch bei Säuglingen) / Koliken während der Menstruation / Krämpfe in den Fingern durch viel Schreiben.

Allgemeines:

Neuralgien blitzartig, einschiessend, stechend, scharf, kommen und gehen plötzlich.

Modalitäten:

Schlimmer durch Kälte (Luft, Nässe), Entblössen, Berührung, Bewegung.

Besser durch Wärme, heisse Umschläge, sich Zumen und kräftigen Druck.