Guajacum
Guajakharz
Der Guajakbaum ist ein ganz besonderes Gewächs. Sein Holz ist sehr hart und so dicht, dass es im Wasser nicht schwimmt. Das Guajakholz wirkt wie ein Metall, nicht nur von der Beschaffenheit her, sondern auch als Heilmittel. Bevor Paracelsus das Quecksilber als Heilmittel gegen die Syphilis einführte, wurde diese zerstörende Krankheit hauptsächlich mit Guajakholz behandelt. Das tiefwirkende «heilige Holz» hat sich den Platz in diesem Buch aber nicht durch die Behandlung der Syphilis verdient. Es ist eines unserer «Lieblingsmittel», weil es uns immer wieder zeigt, wie schnell, sanft und dauerhaft die Homöopathie heilen kann. Für einige meiner Patienten war Guajacum die «Einstiegsdroge» in die Homöopathie. Guajacum liess ihre Halsbeschwerden so schnell verschwinden, dass sie die Welt nicht mehr verstanden und fortan auch bei anderen Beschwerden nach einem homöopathischen Heilmittel fragten. Die Verordnung ist einfach: stechende Halsschmerzen bei trockenem Hals (oft beim Schlucken in die Ohren ausstrahlend) und Wundheitsgefühl in der Luftröhre. Bei diesem Symptomenkomplex hilft Guajacum garantiert.
Steckbrief von Guajacum
Beschreibung: Der kleine Baum, bis maximal 13 m hoch, besitzt eine dicht belaubte und abgerundete Krone. Sein Stamm ist oft krumm und gabelig mit einem Durchmesser von 25 bis 30 cm. Die hellbraune bis grünliche Borke löst sich in dünnen Schuppen vom Stamm. Die Blätter sind zwei- bis dreipaarig gefiedert und gegenständig. Die Fiederblätter sind lederartig, stumpf und ganzrandig. Die blassblauen Blüten sitzen zu sechst bis zehnt in einer Scheindolde. Die Frucht ist eine orange, herzförmige, seitlich zusammengedrückte Kapsel, deren zwei Fächer je einen Samen enthalten.
Verbreitung: Florida, Antillen, Küstengebiete von Mittelamerika, vor allem Honduras und Panama, und im nördlichen Südamerika in Guayana, Venezuela und Kolumbien.
Standort: Guajacum kommt an sehr unterschiedlichen Standorten vor. Es sind vorwiegend trockene Orte in Küstennähe auf Kalkböden, in Trockenwäldern, Buschvegetation und auf beweideten Flächen.
Besonderheiten: Das Guajakholz zählt zu den härtesten, schwersten und dauerhaftesten Hölzern überhaupt und besitzt eine gleichmässig feine Beschaffenheit. Dies gilt für das Kernholz, das Splintholz ist jedoch weniger widerstandsfähig. Das Holz des Guajakbaumes besitzt eine relative Dichte von 1,3 und ist somit schwerer als Wasser. Dank seiner grossen Widerstandsfähigkeit gegen Witterungseinflüsse, Salzwasser und Faulprozesse eignet es sich als technisches Material für hohe mechanische Beanspruchungen. Guajakholz wurde seit Anfang des 16. Jahrhunderts in Mitteleuropa als «Lignum sanctum» gegen Syphilis eingesetzt. Bis heute ist diese Indikation noch in Zentralamerika und auf den Antillen gebräuchlich.
verwendeter Teil: durch Ausschmelzen des Kernholzes gewonnene Harz
wichtige Verwandte: keine
Wirkung und Anwendung von Guajacum in der Homöopathie
Selbstverständlich ist Guajacum nicht nur ein «Halswehmittel». Hinter einem Heilmittel, welches das syphilitische Miasma beschwichtigen kann, steckt noch viel mehr. Wir können auch aus homöopathischer Sicht bestätigen, dass es eine gute Idee war, das Guajakholz zur Behandlung der Syphilis zu verwenden. Im Arzneimittelbild finden wir zahlreiche Hinweise auf das syphilitische Miasma: nächtliche Verschlimmerung, Gedächtnisschwäche, Boshaftigkeit, altes Aussehen, Knochenschmerzen, zusammenziehende Schmerzen und Verschlimmerung im Sommer.
Das Hauptthema von Guajacum ist die Kontraktion, das Zusammenziehen. Es ist schon bei der Wahnidee «alles scheint zu eng» erkennbar. Auf der körperlichen Ebene hilft Guajacum oft beim Karpaltunnelsyndrom, da wird es bekanntlich zu eng im Bereich des Handgelenks. Typisch ist das Gefühl, als ob die Muskeln oder Sehnen zu kurz wären. Es entsteht eine Spannung, beispielsweise in der Oberschenkelmuskulatur oder in den Knien. Die Finger können sich unter der Sehnenkontraktion krümmen (ähnlich dem praktisch immer krummen Guajakbaum). Dieses allgemeine Verkürzungsgefühl führt zu dem Bedürfnis, sich ausgiebig zu strecken. Bei zu schnellem Wachstum (strecken) zeigen sich Wachstumsschmerzen in den Unterschenkeln. Lokale Kälteanwendungen (Kälte zieht zusammen), z. B. bei Gelenkschmerzen, bessern die Beschwerden, obwohl die Patienten eher zum Frieren neigen.
‹Guajacum-Menschen› haben ein alt aussehendes Gesicht. Man sieht ihnen an, dass sie starr und unflexibel sind. Es sind harte Persönlichkeiten, die andere Menschen verachten, sie kritisieren und fertig machen können.
Es ist bekannt, dass die Syphilis den Geist angreift. So verwundert es uns nicht, dass Menschen, die Guajacum als Heilmittel benötigen, über grosse Gedächtnisschwäche klagen. Sie vergessen Namen oder wissen nicht mehr, was sie soeben gelesen haben.
Kehren wir zurück zum Hals. Eine «Guajacum-Angina» kann rasch in ein eitriges Stadium übertreten. Nach dieser Infektion treten nicht selten rheumatische Beschwerden auf. Die Halsschmerzen verschlimmern sich ebenfalls durch Wärme (warme Getränke) und bessern durch kalte Umschläge. Vom Rheuma sind insbesondere die Schultern, Handgelenke und die Finger betroffen. In den erkrankten Teilen entsteht ein Hitzegefühl. Berührung, Druck und Hitze sind unerträglich. Reissende, stechende Schmerzen mit gichtischem Hintergrund sprechen bei entsprechenden Modalitäten ebenfalls gut auf Guajacum an.
Die Schweisssekretion ist reichlich und der Schweiss übel riechend. Nachtschweiss gehört auch ins Arzneimittelbild von Guajacum.
Ein interessantes Charakteristikum für Guajacum ist das übermässige Verlangen nach Äpfeln. Wir können uns das gut merken, wenn wir bedenken, dass der Apfel ebenfalls auf einem hartholzigen Baum wächst und ein Symbol für die Verführung oder Sünde ist. Das bringt uns nochmals in die Nähe der «Lustseuche» Syphilis.
Träume von Messern, von Rebellion und Kampf passen gut zur syphilitischen Idee dieses Mittels. (Übrigens werden die Schlagstöcke der Polizei aus Guajakholz hergestellt!)
Wirkt bevorzugt auf
- Bronchien, Kehlkopf, Rachen, Mandeln, Brustfell, Muskeln und Gelenke, Bindegewebe (Sehnen).
Passt besonders zu
- Menschen mit Neigung zu Mandel- und Gelenkentzündungen.
Hauptindikationen
Akute Mandelentzündung. Chronische Bronchitis. Trockene Rippen- und Brustfellentzündung. Rachen- und Kehlkopfentzündung. Gicht. Muskel- und Gelenkrheumatismus. Nackenschmerzen.
Besonders wichtig für die Mittelwahl
Folgen von Mandelvereiterungen, Gelenkentzündungen.
Symptome
Stechende Schmerzen, die sich von der Schulter über den Nacken bis zum Kopf erstrecken. Nackensteifheit / Angina, stechende Halsschmerzen bei trockenem Hals (oft beim Schlucken in die Ohren ausstrahlend). Wundheitsgefühl in der Luftröhre / Quälender Hustenreiz. Stinkender Auswurf / Bruststi- che beim Atmen / Schwellung, besonders der Fingergelenke. Gelenkschmerzen, Gefühl in den Gelenken, als ob die Glieder zu kurz wären. Chronischer Muskel- und Gelenkrheumatismus, besonders bei Neigung zu Mandelvereiterungen.
Allgemeines
Übler Schweissgeruch / Grosses Verlangen nach Äpfeln.
Modalitäten
Schlimmer durch lokale Wärme, Bewegung (Gelenkschmerzen).
Besser durch Auswurf bei Hustenreiz. Besser durch Trinken bei Halsschmerzen. Recken und Strecken bessert. Kalte Anwendungen (Gelenke) bewirken eine Verbesserung.