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Der Einsatz von Argentum nitricum bringt Schulmediziner und Homöopathen nahe zusammen. Beide verwenden die gleiche Substanz, um die Sykose (Feigwarzenkrankheit) zu beschwichtigen: die einen unbewusst und in (zu) hoher Dosierung, die anderen bewusst und in potenzierter Form. Das Arzneimittelbild von Argentum nitricum beinhaltet viele Zeichen und Symptome der Sykose: die fixen Ideen, die Eile und Besserung durch Bewegung, das impulsive Wesen, das Vergrösserungsgefühl, die Warzen und Hautwucherungen sowie die Neigung zu Durchfall und reichlicher Schweissabsonderung. (Lesen Sie zum Thema Sykose auch den Text bei Thuja und Medorrhinum.)

  • Illustration Argentum nitricum
  • Silbernitrat | © iStock

Steckbrief von Argentum nitricum

Beschreibung: Silbernitrat bildet rhomboëdrische Kristalle, die farblos, durchsichtig und nicht hygroskopisch sind. Der Schmelzpunkt liegt bei 212 °C, ab 440 °C zersetzt sich die Substanz. Silbernitrat wird durch organische Stoffe und Staubteilchen, besonders bei Licht, zu fein verteiltem, schwarzem Silber reduziert. Es ist jedoch in Abwesenheit organischer Substanzen nicht lichtempfindlich. Da Silber in der Natur auch rein vorkommt, ist es eines der ältesten bekannten Metalle.

Vorkommen: Eigentliche Silbererze und gelegentlich in feiner Verteilung rein vorkommendes Silber sind sehr selten. Heute werden 50 % des produzierten Silbers als Nebenprodukt bei der Verhüttung vom Bleiglanz (Galenit) gewonnen, obwohl dieser gewöhnlich weniger als 1 % Silber enthält. In der Natur findet sich Silber vorwiegend als Silbersulfid in Gemeinschaft mit anderen Sulfiden, z. B. im Silberglanz (Argentit), in den Rotgültigerzen (Proustit und Pyrargyrit), als Petzit, im Freibergit (Silber-Fahlerz) und im Silberantimonglanz (Miargyrit).

Chemische Eigenschaften: Silberionen bilden mit Halogeniden (Chlorid, Bromid, Iodid) unlösliche Niederschläge, deshalb wird Silbernitrat in der analytischen Chemie zu deren Bestimmung eingesetzt. Ausserdem sind Silberionen oxidierend und werden deshalb auch in Präparaten zur Desinfektion von Trinkwasser verwendet.

Bedeutung für Lebewesen: Früher wurde zur Prophylaxe bei Neugeborenen eine 1 %ige Silbernitratlösung als Augentropfen gegen den Augentripper (Gonorrhö-Erreger) eingesetzt. Silbernitrat wird noch als Mittel gegen Hautwucherungen und Warzen verwendet. Das Silber und die frei werdende Salpetersäure zerstören die Zellschichten an der Oberfläche, tieferliegendes Gewebe erfährt nur eine Reizung und Adstringierung, wodurch die Heilung gefördert wird. Silber wirkt schon in geringen Konzentrationen bakterizid und fungizid. Wird Silbernitrat über längere Zeit eingenommen, kann es zur Argyrie oder Agyrose kommen, wobei sich die ganze Haut dauerhaft schwarz verfärbt. Dies deshalb, weil die Silberionen in der Unterhaut unter Lichteinfluss in schwarzes Silber reduziert werden. Silbernitrat war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts der wichtigste Ausgangsstoff fotografischer Emulsionen, für die 50 % des Weltsilberbedarfes verwendet wurden.

wichtige Verwandte: Argentum metallicum

Wirkung von Argentum nitricum in der Homöopathie

‹Argentumnitricum-Patienten› sind offene, sympathische, angstvolle Menschen, die leicht zu beeindrucken sind und sehr impulsiv reagieren können.

Die Sykose ist das überbordende, über die Grenze hinausschiessende Miasma. ‹Argentum-nitricum-Menschen› rennen und suchen (wie kleine Kinder) immer wieder die Grenzen (zum Beispiel beim Essen von Süssigkeiten). Das Thema «Grenzen» taucht im Arzneimittelbild von Argentum nitricum auf: Angst über eine Brücke oder um die nächste Ecke zu gehen, Angst an hoch gelegenen Orten, Angst beim Hinaufblicken an hohen Gebäuden, Angst in engen Räumen, Angst, ohnmächtig zu werden, Angst, die Selbstkontrolle zu verlieren, Angst, zu spät zu kommen, Angst vor einer Verabredung, Prüfungsangst.

Von ‹Argentumnitricum-Menschen› hören wir: «Ich habe Angst vor dem, was auf mich zukommt.», «Bei der Prüfung hatte ich ein Brett vor dem Kopf.», «Ich sehe keinen Ausweg.», «Meine Probleme wachsen mir über den Kopf.», «Die Decke fällt mir auf den Kopf.»

Oft finden wir Symptome im geistigen Bereich, insbesondere das Denken oder die Gedächtnisleistung sind gestört. Gut Gelerntes ist bei der Prüfung wie «weggewischt» (Benommenheit, Schwindel). Mit ihren Gedanken sind ‹Argentum-nitricum-Menschen› in der Zukunft, sonderbare, verrückte Vorstellungen beunruhigen sie und treiben zu ständiger Eile an. Zum Beispiel meinen sie, wenn sie irgendwo um eine Strassenecke biegen, falle ihnen ein Ziegelstein auf den Kopf. Oder sie befürchten, die Häuser auf beiden Strassenseiten kämen näher, würden auf sie stürzen, sie erdrücken. Ihre Höhenangst lässt sich ebenfalls durch böse Vorahnungen erklären. Stehen sie auf einem Balkon, stellen sie sich ganz detailliert vor, wie schrecklich es wäre, wenn sie hinunterstürzen würden, blutüberströmt auf dem Boden lägen, von der Ambulanz weggefahren und beerdigt würden. Plötzlich realisieren sie, dass ihre Wahnvorstellungen nicht stimmen und fühlen sich besser.

‹Argentum-nitricum-Menschen› lassen sich nicht gerne einengen, sie leiden unter Platzangst und benötigen einen «Ausweg» (sitzen im Kino in der äussersten Reihe). Sie fürchten sich auf Brücken, besteigen nur ungern (oder nie) einen Fahrstuhl oder ein Flugzeug und meiden Menschenansammlungen. Sie sind «warmblütig» und mögen deshalb offene Fenster, frische Luft und kalte Bäder.

Auch auf der körperlichen Ebene «fallen sie durch», das heisst, sie haben Durchfall vor besonderen Ereignissen oder Prüfungen und kommen dann (trotz ständiger Eile) zu spät. Auffällig ist auch das explosive, laute Aufstossen und häufiges Gähnen (besonders nachmittags und beim Denken an das bevorstehende Ereignis).

Sehr typisch ist grosses Verlangen nach Süssigkeiten, die aber schlecht vertragen werden. Oft besteht auch ein auffälliges Verlangen nach gesalzenen Speisen und kräftig schmeckendem Käse.

Das Arzneimittelbild von Argentum nitricum

Alle Arzneimittelbilder

Wirkt bevorzugt auf:

  • zentrales und vegetatives Nervensystem, Magen und Darm, sämtliche Schleimhäute.

Passt besonders zu:

  • stets eiligen Personen mit Vorahnungen aller Art und starker Neigung zu Lampenfieber. "Das Kind sieht aus wie ein kleiner, alter, vertrockneter Mann." (Nash).

Hauptindikationen:

  • Höhenangst
  • Magenschleimhautentzündung
  • Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre*
  • Nervenschwäche, vegetative Übererregbarkeit
  • Lampenfieber
  • Erwartungsängste
  • Augenbindehautentzündung

Besonders wichtig für die Mittelwahl

  • Folgen von bevorstehenden Ereignissen wie Prüfungen, Auftritte

Symptome:

  • Alles was bevorsteht, beunruhigt und hemmt die Konzentrationsfähigkeit / Die Zeit vergeht zu langsam. Unfähig, Gelerntes auszusprechen, zusammenzufassen (Brett vor dem Kopf). Bohrende, klopfende Kopfschmerzen, Schwindel / Lampenfieber mit grosser Unruhe, Schwäche und Zittrigkeit / Augen gerötet, geschwollen und juckend besonders in den Augenwinkeln / Auffälliger Zwang zum Gähnen / Ohnmacht bei Magenerkrankungen. Bauchschmerzen morgens vor der Schule. Magenschmerzen mit explosivem Aufstossen. Reichliche Blähungen. Durchfall bei allen Aufregungen.

Allgemeines:

Verlangen nach Süssigkeiten, die aber schlecht vertragen werden.

Modalitäten:

Schlimmer durch Wärme, alles Bevorstehende und geistige Anstrengung. Nachts und morgens. Darandenken macht Herzklopfen, Unruhe! Kalte Speisen, süsse Speisen. Besser durch: frische Luft und kalte Bäder.

* = Selbstbehandlung nur in Absprache mit der Ärztin, mit dem Arzt und als erste Hilfe.